Goodall, Jane

brit. Primatologin und Verhaltensforscherin


Goodall, Jane
Kurz & Kompakt
Geburtstag:3. April 1934
Geburtsort:London
Geburtsland:Großbritannien
Sterbedatum:0000-00-00

"Speak out for those who cannot speak for themselves." [1] – Jane Goodalls Leben und Wirken

"Je mehr ich wissenschaftlich über diesen außergewöhnlichen Planeten lerne, desto verblüffter und verwunderter bin ich."[2] Schon in jungen Jahren erkannte die heute 85-jährige Jane Goodall ihre Faszination für die Wunder der Natur. Dennoch war ihr Weg in die Wissenschaft ein steiniger, denn sie als 1934 geborene noch einer Gesellschaft angehörte, die Frauen in der Forschung keinen Respekt zukommen ließ. Ihre Berufswünsche wurden nur belächelt und da ihr die Eltern kein Studium finanzieren konnten, musste sie ihren Traum, mit Tieren zu arbeiten und darüber zu schreiben, über Umwege anstreben. [3]

Die junge Jane Goodall absolvierte zunächst die Sekräterinnenschule und arbeitete dann in einem Filmstudio. Als sie 1956 einen Brief von ihrer besten Freundin aus Afrika erhielt, in dem sie diese zu einem Besuch auf ihre Farm in Kenia einlud, wendete Jane Goodall all ihre finanziellen Mittel auf, um sich ihren Traum zu erfüllen und nach Afrika zu fahren.[4] Dort angekommen versuchte sie Kontakt mit dem Anthropologen Louis Leakey herzustellen – mit Erfolg. Die damals 23-Jährige begann als seine Sekretärin und schaffte es innerhalb kürzester Zeit, ihn durch ihre Begeisterungsfähigkeit und Kompetenz zu beeindrucken. Überzeugt von ihrer Eignung als Forscherin schickte er sie nach Tansania, wo sie an einer Studie über Schimpansen mitwirken sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Erforschung des Wesens der Menschenaffen stark vernachlässigt worden und vorliegende Studien zu dem Thema basierten auf Untersuchungen am toten Objekt.

Die jahrelange Forschung im Kreise der Affen und die Erkenntnisse, die Jane Goodall als "eine von ihnen" für die Wissenschaft erwarb, revolutionierten die Sicht der Menschen auf die Schimpansen. Es gelang der passionierten Forscherin durch Empathie, Durchhaltevermögen und einer guten Beobachtungsgabe, exakte Interaktionsabläufe zwischen den Tieren zu dokumentieren. Ihre Forschungsmethoden galten dabei als unkonventionell, doch ihre Erfolge sprachen für sich. [5]

Obwohl es ein mühsamer Weg war, bis sie von den Tieren akzeptiert wurde, gelang es Jane Goodall in kurzer Zeit erstaunliche Erkenntnisse zu gewinnen. Nicht nur, dass sie die These widerlegte, dass Schimpansen kein Fleisch fressen würden, sie bewies auch deren Intelligenz, indem sie nachwies, dass sie von "Werkzeugen" Gebrauch machten. Dies erkannte sie daran, dass das von ihr "David Greybeard" getaufte Schimpansen-Männchen einen Grashalm benutzte, um Termiten aus dem Bau zu befördern.

Aber auch Erkenntnisse über das soziale Verhalten der Tiere gehen auf Jane Goodalls Forschung zurück. Sie beobachtete, dass die Schimpansen Familienbindungen eingehen, die über Jahre hinweg bestehen bleiben. Diese Sensibilität für Gesellschaft äußert sich auch in einem komplexen Kommunikationssystem von Rufen, Mimik und Berührungen, das die engagierte Forscherin langsam, zumindest in Grundzügen entschlüsselte.

Durch die Dokumentation für National Geographic, die von Hugo van Lawick als  Tierfilmer und Fotograf festgehalten wurde, erlangte Goodalls Forschung weltweite Berühmtheit. Aus der Bekanntschaft entwickelte sich eine tiefe Verbindung, sodass  Jane Goodall und Lawick wenig später heirateten und einen Sohn bekamen. Bis dahin hatte die engagierte Wissenschaftlerin auch ohne jemals ein Studium absolviert zu haben, ihre Dissertation in Cambridge eingereicht und so den Doktortitel erworben.[6]  
 
Mit der Arbeit an ihrem Buch "Leben mit den Schimpansen" erfüllte sich Jane Goodall schließlich auch den Traum, über ihre Erfahrungen mit den Tieren zu schreiben. Dennoch erkannte sie die prekäre Situation der Schimpansen, die nach dem damaligen Stand der Dinge in absehbarer Zeit in freier Wildbahn ausgerottet sein würden. Aus diesem Grund zog sie sich 1983 aus der Forschung zurück, um sich der Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu widmen und das Fortbestehen der Gattung zu sichern. Sie gründete das Projekt "ChimpanZoo", das sich der Verbesserung der Lebensbedingungen von Schimpansen in Gefangenschaft verschrieben hat. [7]

Die überragende Bedeutung, die Jane Goodalls Erkenntnisse für die Wissenschaft hatten und noch haben, zeichnet sich in der Fülle der Filme über die weltbekannte Forscherin ab. In über 40 Filmen werden ihre Vorhaben, ihr Leben unter den Schimpansen und ihre Weltanschauung präsentiert. Dabei ist Jane Goodall aber alles andere als ein divenhafter Filmstar. Die Forscherin ist heute auch durch ihre altruistischen Statements bekannt und ihre schriftlichen Werke, in denen sie ihre Erlebnisse, Erkenntnisse und Ansichten mit der Welt teilt, befinden sich zum Teil auf den Bestseller-Listen. Zudem wurden sie in viele Sprachen übersetzt. [8]  

Trotz ihres fortgeschrittenen Alters ist die weltbekannte Wissenschaftlerin heute noch 300 Tage im Jahr unterwegs. Zweimal jährlich besucht sie Gombe und schwelgt dort in Erinnerungen an den Beginn ihrer langjährigen Forschung. Das Leben im Kreise der Schimpansen und im Zeichen der Natur und die magischen Verbindungen, die sie zu den Schimpansen Flo und David Greybeard aufbaute, prägten nicht nur Jane Goodalls Leben, sondern revolutionierten auch die Sicht der Menschheit auf das Leben der Affen. Ihre Initativen für den Artenschutz sind bis zum heutigen Tag aktiv und seit einigen Jahren widmet sich die Forscherin vermehrt der Arbeit mit Kindern- und Jugendlichen und sensibilisiert so die junge Generation für die Notwendigkeit einer nachhaltigen Lebensweise für das Weiterbestehen der Biodiversität auf unserer Erde. [9]

 

Quellenangaben:

 [1] Jankowski, Connie; Goodall, Jane: Primatologist and Animal Activist, Capstone, Mankato, 2009, S.24
 [2] https://gutezitate.com/zitat/210194
 [3] / [8] Ein Leben für die Natur – Schimpansenforscherin Jane Goodall ist 85,  Kleine Zeitung GmbH & Co KG, 03. April 2019
 [4] / [7] / [9] Cole, Theodor C. H.; Goodall, Jane: Biologie in unserer Zeit, November 2002, Vol.32(6), S.397 ff.
 [5] / [6] Schweers, Andrea; Goodall, Jane: fembio e.V. 2009.