Stoph, Willi

dt. Politiker und ehem. Staatsratsvorsitzender der DDR


Stoph, Willi
Kurz & Kompakt
Geburtstag:9. Juli 1914
Geburtsort:Berlin
Geburtsland:Deutschland
Sterbedatum:13. April 1999
Sterbeort:Berlin
Sterbeland:Deutschland

Willi Stoph war ein deutscher Politiker. Geboren wurde er 1914 in Berlin als Kind einer Arbeiterfamilie, wo er 1999 auch verstarb. Von 1953 gehörte er dem Politbüro der SED an, war Innenminister  und Verteidigungsminister der DDR, später Vorsitzender des Ministerrates und Staatsratsvorsitzender der DDR. Nach der Wiedervereinigung wurde er wegen verschiedener Verbrechen unter anderem Amtsmissbrauchs und Grenztötungen inhaftiert.

Die frühen Jahre

Stoph wuchs als Halbwaise auf, da sein Vater 1915 im Ersten Weltkrieg starb. Nach der Schule absolvierte er eine Maurerausbildung und schloss Ende der 1930er Jahre ein Fernstudium zum Bautechniker an. Stoph war zweimal verheiratet. Mit seiner zweiten Frau hatte er vier Kinder.

1935 trat Stoph in die Wehrmacht ein und war bis 1945 Soldat, am Ende im Dienstgrad eines Unteroffiziers. Während des Zweiten Weltkrieges diente er unter anderem in der Bretagne und an der Ostfront. Wegen seiner Verdienste wurde ihm das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen [1].  

Kurz vor Ende des Krieges dissertierte Willi Stoph und ließ sich von der Roten Armee verhaften. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft trat er in die KPD ein [2].

Politische Kariere

Nun folgte der politische Aufstieg. Stoph wurde 1948 Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik beim SED-Parteivorstand. Zwei Jahre später wurde er Abgeordneter der DDR-Volkskammer und in das Zentralkomitee der SED berufen. Darauf folgte 1953 der Aufstieg in das Politbüro der Partei. Hier hatte er mehrere Ministerämter inne. Willi Stoph wurde zum ersten Stellvertreter des Ministerpräsidenten ernannt und nach dem Tod des damaligen Ministerpräsidenten Grotewohl zu dessen Nachfolger ernannt [3].

Zu seinen größten Erfolgen zählten unter der Herrschaft Walter Ulbrichts zwei Gipfel mit dem damaligen Bundeskanzler Willy Brandt in Erfurt und Kassel. Der Tod Ulbrichts machte Willi Stoph 1973 zum Staatsoberhaupt der DDR. Diesen Posten hatte er bis 1976 inne. Sein Nachfolger war Erich Honnecker, unter dessen Amtszeit Stoph immer mehr Einfluss verlor [4].

Politisches Ende und Inhaftierung

Mit der Wende und der bevorstehenden Wiedervereinigung war das politische Ende des Politikers Stoph besiegelt. Zu seinen letzten Amtshandlungen gehörte es, beim Politbüro die Pflichtentbindung des Generalsekretärs Honnecker zu beantragen. Er selbst trat dann am 07.11.1989 mit der gesamten Regierung der DDR zurück [5].
Noch vor der Wiedervereinigung wurden durch die Strafverfolgungsbehörden der DDR Ermittlungen gegen Willi Stoph wegen Korruption und Amtsmissbrauchs aufgenommenm, in dessen Folge er inhafttiert wurde. Nach seiner Entlassung beantragte Stoph Asyl in der Sowjetunion. Eine Antwort auf dieses Anliegen ist offen. Der sowjetische Ministerpräsident Gorbatschow teilte lediglich mit, dass Stophs Anliegen eingegangen sei [6].

Auch nach der Wiedervereinigung war Stoph Ziel der Strafverfolgungsbehörden. Die deutsche Justiz nahm gegen ihn Ermittlungen wegen der Tötungen an der innerdeutschen Grenze auf. Hieraufhin saß Stoph 15 Monate in Untersuchungshaft. Im November wurde am Landgericht Berlin gegen Stoph, Honecker und Mielke das Verfahren eröffnet, 1993 aber aufgrund seines Gesundheitszustands eingestellt [7].

Die von der Justiz beschlagnahmten finanziellen Ersparnisse in Höhe von rund 200.000 DM wurden einbehalten. Das zuständige Gericht entschied, dass dem Antrag des damaligen Staaatsoberhaupts der DDR Willi Stoph auf Rückgabe dieser Gelder nicht stattgegeben werde.

Willi Stoph starb am 13. April 1999 in Berlin und dort auch beigesetzt.

 

Quellenangaben:

[1] Ulrich Mählert In: Hans Ehlert, Armin Wagner (Hrsg.:) Genosse General!: Die Militärelite der DDR in biografischen Skizzen. S.283, S.289
[2] ebenda, S.287
[3] ebenda, S.294
[4] ebenda, S.296
[5] ebenda, S.279
[6] Klaus Behling: Geheimnisse eines versunkenen Landes, Bild und Heimat, 2015
[7] Ulrich Mählert In: Hans Ehlert, Armin Wagner (Hrsg.:) Genosse General!: Die Militärelite der DDR in biografischen Skizzen. S.299