Silver, Ali

holländische Krankenschwester und enge Vertraute Albert Schweitzers


Silver, Ali
Kurz & Kompakt
Geburtstag:26. Februar 1914
Geburtsort:Venhuizen
Geburtsland:Niederlande
Sterbedatum:14. Mai 1987
Sterbeort:Gunsbach
Sterbeland:Frankreich

Wer war Ali Silver? Die Antwort lässt auf sich warten. Man wird nur fündig, wenn man weiß, an wessen Seite sie wirkte. Mit etwas Glück trifft man auf ein Bild, eine kleine Frau neben einem großen, grauhaarigen Mann mit Schnauzer – Ali Silver an der Seite Albert Schweitzers. Ein Buch mit dem aussagekräftigen Titel "Akewa: Ali Silvers Weg für Albert Schweitzers Werk" ist erschienen.[1] Offenbar war sie einer jener Menschen, die unermüdlich an der Seite einer bekannten Persönlichkeit mitarbeiten, stets umsetzen, mitgestalten und sich für eine Idee aufopfern.

Ali Silver wird 1914 im holländischen Enkhuizen geboren. In Den Haag geht sie zur Schule und macht das Abitur. Sie möchte Krankenpflegerin werden. Nach erfolgreichem Abschluss ist Dirksland, wo gerade eine Typhusepidemie herrscht, die erste Station auf ihrem langen Weg der Fürsorge. 1945 meldet sie sich beim Roten Kreuz und hilft auf einem Schiff, das holländische Überlebende aus den japanischen Konzentrationslagern nach Hause bringt. Dreimal fährt sie die Route Indonesien-Holland. Der Wunsch, notleidenden Menschen zu helfen, verfestigt sich. Sie hat von Schweitzers Krankenhaus in Äquatorialafrika gehört und findet sich 1947 in dem kleinen Dorf bei Lambarene, in Gabun, wieder.

Akewa, in Lambarene heißt das: Danke! Die Briefe und Berichte, die in besagtem Buch zu Ehren ihres 70. Geburtstags zusammengestellt wurden, sind Ausdruck der Dankbarkeit und beschreiben eine Frau voller Tatkraft und Güte. Schnell lebt sie sich in Lambarene ein und erfüllt die Rolle der Krankenpflegerin vollends. Jeden kennt sie beim Namen, weiß um familiäre Hintergründe und Sorgen. Im Krankenhausbetrieb übernimmt sie die Haushaltsführung, macht Bestellungen, überwacht die Hygiene. Auch im Dorf ist sie zugange, lernt, Schafe und Ziegen zu hüten, befasst sich mit Erntezeiten, hilft bei Instandsetzungen, hämmert, zementiert – immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Sie wird beschrieben als tüchtig und pflichtbewusst, treu, belastbar, selbstlos und selbstständig, unternehmenslustig, fröhlich. Abends widmet sie sich der Buchhaltung, ist Sekretärin, Übersetzerin und schreibt an der Seite Schweitzers nächtelang unzählige Briefe. Sie wird zu seiner rechten Hand und ist nicht nur ausführende Kraft, sondern genießt während seiner Abwesenheit vollstes Vertrauen und vollkommene Entscheidungsfreiheit. Eine unglaublich produktive Zusammenarbeit zwischen den beiden entsteht, auch und gerade weil Ali Silver intellektuell in der Lage ist, den Diskursen des "Großen Doktors" zu folgen und sie in Handeln zu verwandeln, also eine Gesinnung zu verkörpern und sich dem Leid der Welt zu stellen, ohne aufzugeben, trotz all der Arbeit und Mühen. Auch Schweitzers Briefe an Ali Silver sind voller Dankbarkeit. Einmal schreibt er, sie sei ein Engel, für ihn vom Himmel gesandt.

Nach Albert Schweitzers Tod 1965, geht auch Ali Silvers Zeit in Lambarene zu Ende. Gerne folgt sie 1967 dem Ruf nach Günsbach, wo ein Zentralarchiv in seinem europäischem Wohnsitz aufgebaut werden soll, um das geistige Werk am Leben zu erhalten. Wer wäre idealer für diese Aufgabe als Ali Silver? So sammelt und ordnet sie in ihren späten Jahren säckeweise Briefe, Reden, Vorträge und führt Besucher aus aller Welt Anekdoten erzählend durch das Haus. 1987 stirbt sie. Ihre Asche wird in Lambarene an Schweitzers Grab verstreut, wie sie es sich gewünscht hat. [2]

 

Quellenangaben:

[1] Abé, Makoto: Akewa: Ali Silvers Weg für Albert Schweitzers Werk, Friedrich C. Braun Verlag, Tübingen, 1984.
[2] Wolf, Roland: Albert Schweitzers Erben: Ein weltweites Netzwerk engagierter Freunde und Förderer, Beiträge zur Albert Schweitzer Forschung, Bd. 12, Lit Verlag, Berlin, 2018, S. 60.