Neukirch, Sigfried

Mitarbeiter in Lambaréné


Neukirch, Sigfried
Kurz & Kompakt
Geburtstag:10. Mai 1930
Geburtsort:Freiburg i. Breisgau
Geburtsland:Deutschland
Sterbedatum:7. März 2020
Sterbeort:Freiburg i. Breisgau
Sterbeland:Deutschland

Siegfried Neukirch wurde am 10.Mai 1930 in Freiburg (im Breisgaus) geboren. Schon mit 14 Jahren erfuhr er von Albert Schweitzer. Sein Traum, ihn zu unterstützen, ließ ihn seitdem nicht mehr los. Auch träumte er von Reisen zum Nord- und Südpol, nach Alaska, von Eskimos und Feuerland.

Daher kam nach dem Abitur eine solide Banklehre, wie der Vater es wünschte, nicht in Frage. Er beschloss, nach Kanada auszuwandern und studierte in Toronto vier Jahre lang Philologie, Französisch, Spanisch und Geschichte. Das nötige Geld für Unterhalt und Studiengebühren erarbeitete er sich durch zahlreiche Hilfsjobs, bis er als Babysitter und Haushaltshilfe bei einer Familie unterkam, der er sich sehr verbunden fühlte.

Die nächste Station war Paris, wo er an der Universität Sorbonne seine Französischkenntnisse perfektionierte. Auch dort lebte er in einer Familie. Dass er eine junge Frau vor dem Ertrinken in der Seine retten konnte, brachte ihm sehr viele Sympathien ein.

Sein Spanisch wollte Siegfried Neukirch aber auch nicht vernachlässigen. Der beste Ort dafür: Madrid. Zurück in Toronto legte er 1957 sein Staatsexamen zum Bachelor of Arts ab. Mit dem Canadian Pacific Zug fuhr Siegfried nach Vancouver und weiter nach Alaska. Ein Abenteuer bei den Eskimos weit im Norden wäre ihm fast zum Verhängnis geworden: Er wollte einen Eisbären sehen und brach dabei bei minus 35 Grad im Eis ein. Zum Glück bemerkte das ein Eskimo, der gerade in der Nähe beim Eisfischen war und ihn mit großer Mühe aus dem Eisloch zog.

Zurück in Vancouver, erwarb Siegfrid Neukirch ein Fahrrad. Auf Anraten des Händlers ohne Gangschaltung, was sich im Nachhinein als die richtige Wahl herausstellen sollte. Reparaturen am Rad auf den weit über 20.000 zurückgelegten Kilometern sollten die große Ausnahme bleiben. Mit diesem Fahrrad durchquerte er ganz Amerika bis nach Feuerland. Von Südamerika setzte er mit dem Schiff nach Afrika über und kam im Januar 1959 in Lambarene (Gabun, Zentralafrika) an, wo er bis zum Tod von Albert Schweitzer 1965 in dessen Urwaldhospital als Leiter eines Bautrupps und als LKW-Fahrer tätig war.

Auf der Rückreise Richtung Europa besuchte er mit dem Fahrrad einige afrikanische Länder. Zurück in Freiburg, erwachte sein Fernweh bald erneut. Er hatte 4 Jahre lang Japanisch gelernt und flog 1970 nach Japan. Sein Drang, weitere Sprachen, Länder und Kulturen kennenzulernen, war damit aber noch nicht gestillt: In Moskau lernte er Russisch, fuhr mit der Transsibirischen Eisenbahn bis zum Baikalsee und bestaunte die dortigen wundervollen Landschaften.

Danach ging er als Hauslehrer nach Frankreich, um seine Französischkenntnisse wieder aufzufrischen.

Bis 2002 legte er mit dem Zug in Kanada und den USA über 15.000 Kilometer zurück. Das bot ihm die Gelegenheit, viele der Menschen wiederzusehen, die er in früheren Jahren dort kennengelernt hatte.

Heute lebt der inzwischen 90-jährige Siegfried wieder in Freiburg und berichtet in Schulen, Antiquariaten und anderen Orten von seinem bewegten Leben. Die Erinnerungen und die Zeit mit Albert Schweitzer sind ihm dabei besonders im Herzen geblieben.


Quellenangaben:

[1] Neukirch, Siegfried: Mein Weg zu Albert Schweitzer, Selbstverlag, Freiburg, 2005