Martin, Emmy

Assistentin von Dr. Albert Schweitzer


Martin, Emmy
Kurz & Kompakt
  • Geburtstag:
    31. Dezember 1882
  • Geburtsort:
    Molsheim
  • Geburtsland:
    Frankreich
  • Sterbedatum:
    29. September 1971
  • Sterbeort:
    Gunsbach
  • Sterbeland:
    Frankreich

Emmy Martin wurde am 31.12.1882 in Molsheim geboren. Aufgrund ihrer gesanglichen Begabung wurde sie zur Konzertsängerin ausgebildet, bis sie sich mit Pfarrer Wilhelm Martin (*1878) verheiratete, dem Sohn des Philologen Professor Ernst Martin. 1910 wurde der gemeinsame Sohn und spätere Jurist Hans Martin geboren [1].

Durch den Ersten Weltkrieg verwitwete Emmy Martin und besann sich auf ihre musikalische Ausbildung. Um wieder Arbeit als Sängerin zu finden, ging sie 1919 nach Straßburg, wo sie Albert Schweitzer, dem früheren Studienfreund ihres verstorbenen Mannes begegnete. Schweitzer war zu diesem Zeitpunkt als Assistenzarzt, Vikar und Organist in Straßburg tätig und nahm Emmy Martin als Gesangsschülerin an. 1919-1921 ging sie zusammen mit Albert Schweitzer auf verschiedene Konzert- und Vortragsreisen. Im Jahr 1920 zog sie mit ihrem Sohn nach Kork bei Kehl, wo sie bis 1929 ihren Hauptwohnsitz behielt.

Als sich 1921 die finanzielle Lage des von Albert Schweitzer initialisierten Urwaldhospitals Lambarene in Gabun verschlechterte, beendete Emmy Martin ihre musikalische Karriere und trat vollständig in den Dienst Albert Schweitzers ein [2],[3]. Im Mai 1925 reiste sie erstmalig nach Afrika und übernahm von da an immer mehr Pflichten zu Organisation des Spitals. Ihre in Briefen oft beschriebene tatkräftige und intellektuell beeindruckende Persönlichkeit sorgten oft für Verwirrung bezüglich ihrer Beziehung zu Albert Schweitzer [4],[5], da sie auch viele öffentliche Auftritte seiner an Tuberkulose erkrankten Frau absolvierte. Ihre Tätigkeiten bestanden nicht nur aus der üblichen Arbeit einer Sekretärin, sie führte auch private Korrespondenz für Schweitzer und beteiligte sich an theologischen Publikationen. 1925 wurde in der Speichergasse in Straßburg das Lager und Archiv für das Urwaldhospital unter ihrer Leitung gegründet – sie organisierte Schweitzers Reisen und Veröffentlichungen, beschaffte Personal und Materialien für Afrika.

1929 wurde das Haus der Familie Schweitzer in Günsbach erbaut, Emmy Martin siedelte dorthin über und stand fortan der europäischen Lambarene-Zentrale vor. Als 1930 die Spitalvereinigung ASL zur Verwaltung von Lambarene ins Leben trat, führte Emmy Martin Protokoll, 1935 wurde sie selbst in den Vorstand des Vereins gewählt. Die Kriegsjahre verbrachte sie in Günsbach, welches erst 1945 von den Alliierten befreit wurde. In Briefen schilderte sie die Gefechte, bei denen sie tagelang Schutz im Keller des Hauses suchte [6].

1950 reiste Emmy Martin ein weiteres Mal nach Afrika, im Anschluss an diese Reise wurde 1951 ihr Enkelsohn Christoph geboren.
In den folgenden Jahren verfasste sie eine Vielzahl von Briefen und Predigten und blieb bis 1965 im Vorstand des Vereins [2].
1970, ein Jahr vor ihrem Tod, gab sie auch die Arbeit im Archiv auf. Am 29. September 1971 verstarb Emmy Martin in Günsbach und wurde auf dem Günsbacher Friedhof links neben der Familie Schweitzer beigesetzt. Erst 40 Jahre nach ihrem Tod wurden 2011 auf einem Dachboden Briefe aus der Korrespondenz Albert Schweitzers gefunden.


Quellenangaben:

[1] Robert Minder, Emmy Martin, 1.Auflage, Katzmann Tübingen, 1964
[2] Roland Wolf, Albert Schweitzers Erben, 1.Auflage, LIT Verlag Münster, 2018
[3] Kurt Bergel, Albert Schweitzer and Alice Ehlers: A Friendship in Letters; 1.Auflage, UPA Kleve, 1991
[4] Patti M. Marxsen, Helene Schweitzer: A Life of Her Own, 1. Auflage, Syracuse University Press NY, 2015, Seite 133
[5] Verena Mühlstein, Helene Schweitzer Bresslau, 1. Auflage CHBeck München, 2010
[6] Thomas Suermann, Albert Schweitzer als homo politicus 2., 1.Auflage, BWV-Verlag Berlin, 2012