Die rechte Hand Albert Schweitzers [1] – Mathilde Kottmann und ihr Einsatz in Lambaréné
Mathilde Kottmann wurde am 30. Juli 1897 in Monswiller geboren und verbrachte ihre Jugendjahre in Molsheim. Schon während ihrer Zeit als Studentin der Hebammenschule fühlte sie sich dazu berufen, sich dem renommierten Arzt Albert Schweitzer anzuschließen, der sich gerade im Prozess der Planung eines Krankenhauses in Lambaréné befand. [2]
Was mit einem Vorstellungsgespräch 1923 im Büro Albert Schweitzers begann, sollte später weitreichende Auswirkungen auf das Leben Mathilde Kottmanns, Alfred Schweitzers und seiner Stiftung haben. Als die junge Hebamme bei Schweitzer vorstellig wurde, erkannte jener sofort, dass sie für sein Team in Lambaréné unersetzlich werden würde und bot ihr an, ihn den ganzen Nachmittag zu begleiten. Er stellte sie auf die Probe und sie bestand mit Bravour. Als der Tag sich dem Ende zuneigte, war Schweitzer von ihrer Tauglichkeit überzeugt: "Hier ist ein Mädchen, das weiß wie man schweigt, sie ist diejenige, die ich brauche." [2]
1924, nach dem Abschluss ihres Studiums, folgte Mathilde Kottmann Schweitzer und seinem Weggefährten, dem Studenten Noël Gillespie, nach Lambaréné, wo sich die beiden Männer bereits mit dem Wiederaufbau der zerstörten Krankenhaushütten beschäftigt hatten. Kottmann wurde selbst sofort tätig und durch ihren Fleiß und Hingabe waren bereits in kurzer Zeit erhebliche Fortschritte im Hospital zu beobachten. [3] Das Krankenhauspersonal nahm rasant zu und damit vermehrte sich auch die Arbeit für die junge Hebamme und Krankenschwester, die mittlerweile weitausmehr als nur die im Studium erworbenen Kompetenzen anzuwenden hatte. Mehr und mehr wurde sie zur rechten Hand Schweitzers und eine Vielzahl von Briefen, die sie in Schweitzers Auftrag verfasste, zeugen von ihrer Bedeutung für das mittlerweile weltweit bekannte Hospital. [4]
Nach mehr als drei Jahren Arbeit in Lambaréné kehrte Mathilde Kottmann zusammen mit Schweitzer nach Europa zurück, wo Schweitzer mehrere Konzerte gab. Kottmann selbst kehrte nach kurzer Zeit nach Lambaréné zurück. Schweitzer hatte zunächst Bedenken, ihr die gesamte Organisation des Spitals vor Ort zu überlassen, die junge Krankenschwester zeigte aber schnell ihre Kompetenz, indem sie sämtliche anfallenden Aufgaben problemlos erledigte. [2]
Kottmann wurde später, als sie sich gerade in Europa befand, vom Krieg überrascht und nutzte ihren Aufenthalt in Molsheim, um Medikamente und Ähnliches für das Krankenhaus in Lambaréné zu beschaffen. Es gelang ihr, mit einem der ersten Schiffe zum afrikanischen Hafen zu gelangen, denn ihre Hingabe für die von Leid und Armut gekennzeichneten Menschen drängten sie dazu, dem Team in Lambaréné so schnell wie möglich wieder unter die Arme greifen zu können. [2]
Kottmann, die gute Seele von Lambaréné stellte ihr ganzes Leben in den Dienst Schweitzers. Wenige Monate nach seinem Tod am 4. September 1965 verließ sie Lambaréné für immer und zog sich ins Sarepta-Hospitz in Dorlisheim zurück. Mit dem Alter wurde sie zunehmend verwirrt, vergaß Namen und Gesichter und litt unter Halluzinationen, bei denen sie beispielsweise Schweitzer an seinem Schreibtisch sitzen sah. Mathilde Kottmann verstarb am 7. April 1974 in Dorlisheim (Elsass). [2]
Quellenangaben:
[1] Günther Siegwart-Horst; Götting, Gerald; Schweitzer, Albert: Was heisst Ehrfurcht vor dem Leben? Begegnung mit Albert Schweitzer. Neues Leben-Verlag, Berlin, 2005. S.126
[2] Woytt-Secretan, Marie: Mathilde Kottmann, In: AISL – Association Internationale de l'oeuvre du Dr. Albert Schweitzer de Lambaréné, F-68140 Gunsbach
[3] Suermann, Thomas: Albert Schweitzer als 'homo politicus': Eine biographische Studie zum politischen Denken und Handeln des Friedensnobelpreisträgers. BWV Verlag, Berlin. 2012. S.50
[4] Oermann, Nils Ole: Albert Schweitzer: 1875-1965- eine Biographie. C. H. Beck, München, 2009, S. 200
[5] https://www.molsheim-histoire.fr/zoom-sur/personnalites/14