Munz, Walter

schweizer Arzt und Nachfolger Albert Schweitzers in Lambaréné


Munz, Walter
Kurz & Kompakt
Geburtstag:10. Mai 2022
Geburtsland:Schweiz
Sterbedatum:0000-00-00

Walter Munz wurde 1933 in der Schweiz geboren und als Nachfolger von Albert Schweitzer in dessen Urwaldspital in Lambarene in Gabun bekannt. Seine Ausbildung als Mediziner absolvierte Munz in Lausanne, Zürich, Hamburg und Rom. [1]

Munz Weg nach Lambarene

Eines Tages stieß der junge Mediziner auf ein Zeitungsinserat Albert Schweitzers, in dem er nach einem Arzt für sein Spital in Lambarene suchte. Geeignete Kandidaten sollten laut Schweitzer zwei Jahre chirurgische Erfahrung haben, französisch sprechen und ledig sein. [1]

Der damals 28-jährige Munz fühlte sich berufen und begann 1961 seine Tätigkeit als Arzt in Lambarene, wo er zusammen mit vier anderen Ärzten unter der Leitung Albert Schweitzers arbeite. Ein Jahr nach seiner Ankunft übergab Schweitzer ihm die Verantwortung für die ärztliche Betreuung des Lepradorfes. [2]

1963 kehrte Munz in die Schweiz zurück, um dort eine Stelle als Assistenzarzt anzutreten. Kurze Zeit später erhielt er jedoch einen Brief des mittlerweile 88-jährigen Schweitzer, in dem er ihn bat, nach Lambarene zurückzukehren und dort die Leitung des Spitals zu übernehmen. [1]

Munz als Nachfolger Albert Schweitzers

Nach einigem Zögern entschied sich Munz dem Ruf Schweitzers zu folgen und im Frühjahr 1965, mit nur 32 Jahren, die ärztliche Leitung des Spitals zu übernehmen. [1]

Während seiner Zeit im Spital war Munz hauptsächlich als Chirurg tätig. Zu seinen Aufgaben gehörte es aber auch, sonntäglich eine Predigt vor ungefähr 150 Patienten des Spitals und ihren Angehörigen zu halten. Eine Aufgabe, die ihm, wie er in einer Rede preisgab, nicht immer leicht fiel. [2]

Zusammen mit Schweitzers Tochter Rhena, die für die Verwaltung des Spitals zuständig war, arbeitete Munz daran, die Menschen aus der Region mehr und mehr zu integrieren und ihnen die Verantwortung für das Spital zu übertragen. [1]

Munz lebte und arbeitete insgesamt zehn Jahre in Lambarene. Er selbst beschrieb seine Geschichte in dem afrikanischen Land als ein "zweistimmiges Lied", in dem sich zwei verschiedene Melodien ergänzten: die eine afrikanisch, die andere europäisch. [1] Auf seine Zeit in Afrika blickt Munz mit tiefer Dankbarkeit und einer großen Verbundenheit zurück [5], in der er "viel Schweres, aber noch viel mehr Grandioses" erlebt hatte. [2]

Heirat und Rückkehr in die Schweiz

1968 heiratete Walter Munz seine Partnerin Jo Boddingius, eine holländische Hebamme und Krankenschwester, die ebenfalls in Lambarene gearbeitet hatte. [2] Das Paar ging 1969 gemeinsam in die Schweiz und bekam drei Töchter. [3]

1980 kehrte Munz mit seiner Frau und den Kindern noch einmal für ein weiteres Jahr nach Lambarene zurück, als sich das Krankenhaus aufgrund von internen Machtkämpfen und Interessenskonflikten in einer tiefen Krise befand. [2, 3] Zuletzt reiste er 2013 noch einmal zusammen mit seiner Frau und ältesten Tochter für die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Spitals nach Lambarene. [2]

1974 gründete Walter Munz gemeinsam mit Gleichgesinnten eine Internationalen Stiftung für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene, in der er bis 2010 aktiv war. Durch seine Funktion in der Stiftung blieb er auch nach seinem Ausscheiden als Arzt mit dem Spital sehr verbunden.

Walter Munz und Albert Schweitzer

Walter Munz sah in Albert Schweitzer einen Mentor und Wegbereiter und beschrieb ihn selbst als "Vorgänger grosser Menschen wie Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Michail Gorbatschow und Nelson Mandela". [1] Schon bevor er ihn persönlich kennengelernt hatte, war Munz von Schweitzer inspiriert. [1]

Sein persönliches Verhältnis zu Schweitzer beschrieb Munz als "vertrauensvoll und herzlich" [1]. In einer Rede im Rahmen einer Schenkung verschiedener Objekte an das Albert-Schweitzer-Museum in Günsbach im Elsass drückte Munz seine tiefe Dankbarkeit gegenüber Schweitzer aus, der ihn "schon früh ergriffen und wesentlich geformt" habe [4]. Insbesondere seine Ethik der "Ehrfurcht vor dem Leben" hatte großen Einfluss auf Munz eigenes Denken und Handeln [4].

Publikationen

In Erinnerung an Schweitzer und sein Wirken veröffentlichte Walter Munz drei Bücher. Darüber hinaus gibt es ein weiteres Buch von Walter Munz. In diesem berichtet er von seiner Zeit im Sune-Egge, einem Spital in Zürich, in dem Munz in den letzten acht Jahren vor seiner Pensionierung arbeitete [5] und das für ihn zu einem "Lambarene in der Schweiz" wurde [2].

1.) Albert Schweitzer im Gedächtnis der Afrikaner und in meiner Erinnerung (Walter Munz, 1991)
2.) Wir gehören zueinander. Begegnung mit Suchtkranken und Aidspatienten; ärztliche Erfahrungen im Sune-Egge von Pfarrer Ernst Sieber, Zürich. (Walter Munz und Hanny Fries, 2003)
3.) Mit dem Herzen einer Gazelle und der Haut eines Nilpferds – Albert Schweitzer in seinen letzten Lebensjahren und die Entwicklung seines Spitals bis zur Gegenwart. (Jo und Walter Munz, 2005)
4.) Albert Schweitzers Lambarene – Zeitzeugen berichten zum 100-jährigen Bestehen des Urwaldspitals, 1913-2013. (Jo und Walter Munz, 2013)

Preise und Auszeichnungen

Im Jahr 2002 wurde Walter Munz mit dem Doron Preis der Schweizerischen Stiftung für humanitäre und soziale Unterstützung ausgezeichnet. [6] Im Jahr 2014 erhielten Jo und Walter Munz den Internationalen Albert-Schweitzer-Preis. [2]


Quellenangaben:

[1] "Preisträger des Albert Schweitzer Preises stehen fest". Der Pressedienst. Medienservice für Journalisten. 9. April 2014. https://www.der-pressedienst.de/kultur-freizeit/preistraeger-des-2-internationalen-albert-schweitzer-preises-stehen-fest/
[2] Munz, Walter: Albert Schweitzer der Arzt und Mensch. Rede in der Akademie Berlingen im Rahmen des Zyklus: Albert Schweitzer (2013) am 2. Oktober, 2014. https://www.akademie-berlingen.ch/fruehere-zyklen/1993-bis-heute/albert-schweitzer-der-arzt-und-mensch/
[3] Haaf, Günter: "Der Ungeit von Lambarene". Die Zeit, 01.08.1980. https://www.zeit.de/1980/32/der-ungeist-von-lambarene
[4] "Sichtbare Erinnerungen aus Lambarene". Schweizer Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene (SHV). http://www.albert-schweitzer.ch/index.php/reisen/reise-lambarene
[5] "Walter und Jo Munz. Zwei Herzen für Lambarene". SRF, Menschen und Horizonte. 27.04.2014 https://www.srf.ch/sendungen/menschen-und-horizonte/walter-und-jo-munz-zwei-herzen-fuer-lambarene
[6] Schweizerische Stiftung für den Doron Preis. https://doron-prize.ch/de/laureates/category/humanitaere-soziale-unterstuetzung/