"A life of panance"[1] für die Wissenschaft – Thomas Lauder Burtons Einsatz für die medizinische Forschung
Thomas Lauder Brunton wurde am 14. März 1844 als jüngstes Kind James Bruntons und Agnes Stenhouses im schottischen Roxburgh geboren. Der junge Brunton entdeckte früh sein Interesse für Medizin und begann nachdem er Privatunterricht erhalten hatte, ein Medizinstudium in Edinburgh. Nachdem er im Jahr 1866 das Masterstudium abgeschlossen hatte, strebte er den Doktortitel an und erhielt 1868 eine Goldmedaille für seine Forschungsthese, durch die er in Ärztekreisen Anerkennung gewann. [2] Sein Ansatz Amylnitrit in der Angina-pectoris-Therapie einzusetzen war zukunftsweisend und beeinflusste die medizinische Forschung nachhaltig. [2]
Im Anschluss an seine universitäre Ausbildung arbeitete Burton unter Professor Maclagan als Hausarzt im königlichen Krankenhaus von Edinburgh. In dieser Zeit erlangte seine Forschung über den Einsatz von Digitalis (Fingerhut) in der Medizin und die beobachteten Auswirkungen auf den Urin Bedeutung, da Maclagan sie zum Mittelpunkt seiner Untersuchungen im Krankenhaus-internen Labor machte. [2]
Die Passion des jungen Arztes für die Wissenschaft zeigte sich an der Bereitschaft, seine eigene Gesundheit für die Untersuchung der Materie zu riskieren. Zur Erkenntnisgewinnung nahm er selbst Digitalis ein und beobachtete die Auswirkung auf seinen Körper anhand der Urinwerte. Sein Freund David Ferrier beschrieb die Zeit der Selbstversuche als "life of panance" und lässt damit erkennen, wie Burton unter den Wirkungen des Eisenhut-Giftes litt. [1] In weiterer Folge erkannte Burton, dass die Digitalis-Präparate die Herztätigkeit steigern und den Blutdruck heben, seine Untersuchungen zu den Auswirkungen auf andere Muskel und Nerven, die er in Wien unter den Professoren Brücke und Rosenthal anstellte, publizierte er aber nie. [2]
Nachdem seine Thesen durch die Anwendung von Hämodynamometer und Kymograph Bestätigung fanden, unternahm er Reisen nach Ägypten, Syrien und Südeuropa und lebte dann ein Jahr in Amsterdam, wo er sich dem Studium der Physiologischen Chemie widmete. Er lebte dann eine Weile in Leipzig, wo er seine Forschungen über Amylnitrit fortsetzte und seine Vermutung zur unabhängigen Kontraktion von Arteriolen und Kapillaren weiterverfolgen konnte. [1]
Ein Jahr lang hielt er Vorlesungen an der Middlesex Hospital Medical School, doch bereits 1971 zog es ihn weiter ans St. Bartholomew's Hospital, wo er 33 Jahre verblieb. Zunächst fand er Anstellung in der Notfall-Ambulanz, danach als Assistenz-Arzt und schließlich arbeitete er neun Jahre als Arzt, bevor er sich frühzeitig pensionieren ließ, um seinen Posten einem jüngeren Kollegen zu überlassen. [1]
Nachdem er 1876 Mitglied des Royal College of Physicians und der Royal Society geworden war, wurde ihm 1889 von der University of Aberdeen der Ehrendoktortitel verliehen. Durch seine Ernennung zum Knight Bachelor erhielt er den Namenszusatz Sir und 1908 wurde er zum Baronet of Stratford Place erhoben. [2]
Obwohl seine Karriere und vor allem seine Passion für die Wissenschaft einen wichtigen Teil seines Lebens ausmachten, führte Brunton ab 1879 eine glückliche Ehe mit Louisa Jane Stopford, aus der zwei Töchter und zwei Söhne hervorgingen.
Thomas Lauder Brunton verstarb nach einiger Zeit in schlechtem gesundheitlichem Zustand am 16. September 1916. Die Lebensbedingungen während des Krieges, allem voran aber der Tod seines zweiten Sohnes, der im Oktober des Vorjahres in der Schlacht bei Loos gefallen war, setzten dem liebenden Vater sehr zu. Nach seinem Tod blieb er seinen Zeitgenossen als altruistischer, passionierter Mensch in Erinnerung, der selbst als er mit eigenen Kräften nicht mehr viel bewirken konnte, Bedürftigen mit Geldspenden aushalf. Sein Leben, wie seine beeindruckende Karriere zeigt, widmete er dem Wohl des Menschen. [1]
Quellenangaben:
[1] Shattuck, V.C.: Sir Thomas Lauder Brunton (1844-1916), In: Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences, Vol. 52, No. 13 (1917), American Academy of Arts & Sciences, S.830
[2] Consulting Physician To St. Bartholomew's Hospital, London: Sir Thomas Lauder Brunton. The British Medical Journal, Vol. 2, No. 2908, 1916, S. 440