Georg Armstrong Custer war ein US-Militäroffizier und Befehlshaber, der im amerikanischen Bürgerkrieg schon als junger Offizier berühmt wurde. Besonderen Ruhm erlangte er nach dem Krieg durch seine radikale Vorgehensweise gehen die amerikanischen Ureinwohner. Sein Tod in der Schlacht am Little Bighorn im Jahre 1876 – heute bekannt als Custers letztes Gefecht (Last Stand) – machten ihn zum Märtyrer des amerikanischen Expansionismus. Für sein Vorgehen gegen die Ureinwohner wurde Custer später scharf kritisiert und ist in den USA bis heute eine umstrittene Persönlichkeit.
Die frühen Jahre
Geboren wurde Custer am 5. Dezember 1839 in New Rumley, im US-Bundesstaat Ohio. Den größten Teil seiner Jugend verbrachte er jedoch im Haus seiner Halbschwester in Monroe, Michigan. Nach dem Abschluss der Schule immatrikulierte er sich an der US Military Academy in West Point. Beim Ausbruch des Bürgerkrieges verließ Custer die Akademie und schloss sich der Waffengattung Kavallerie an. [1]
In den ersten zwei Jahren nach Kriegsausbruch wurde er zum Brigadegeneral der Freiwilligen befördert und befehligte die Michigan Cavalry Brigade. Im Februar 1864 heiratete er in Monroe Elizabeth "Libbie" Bacon, Tochter eines Richters. Während des Krieges verbesserte er seinen Rang stetig. Bis zum Kriegsende 1865 befehligte Custer eine Kavallerie-Division im Rang eines Generalmajors. Als Soldat zeichnete sich vor allem durch zahlreiche Siege gegen die Truppen der Konföderierten aus.
Seine Männer bezeichneten ihn als tapferen Anführer, der sich oft nur knapp einer Niederlage entziehen konnte. Während der Schlacht um Culpepper Courthouse wurde er von einer Artillerie-Granate nur leicht verletzt. In der Folge wurde er für sein legendäres "Custer's Luck" bekannt. Nach dem Ende des Bürgerkriegs am 9. April 1865 wurde die riesige Freiwilligen-Armee demobilisiert und der Soldat übernahm einen Rang als Hauptmann in der regulären US-Armee. [2]
Custer im Westen – Die militärische Laufbahn
Als 1866 in Fort Riley, Kansas das 7. US-Kavallerieregiment gegründet wurde, beförderte man Custer zum Oberstleutnant des Regiments. Schon 1867 machte Custer unter General Hancock seine ersten Erfahrungen in der Kriegsführung gegen die amerikanischen Ureinwohner. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte es, Friedensverhandlungen mit den Cheyennes und Kiowas entlang des Arkansas River aufzunehmen. Hier lernte der Soldat die indianische Kriegsführung kennen. 1866 zog er mit seiner Frau nach Kansas und nahm an den Feldzügen gegen die Sioux und Cheyenne teil.
Im Jahr 1868 tobten Konflikte zwischen Cheyenne und den Siedlern. Die US-Armee führte einen Winter-Feldzug als Reaktion auf indianische Überfälle im Arkansas-Tal. Als Befehlshaber eines Kavallerie-Regiments nahm der Brigadegeneral am 27. November an der Schlacht am Washita teil. In der Morgendämmerung griffen Custers Soldaten ein Dorf der Cheyenne an und töteten alle Krieger nach seinen Anweisungen, verschonten Frauen und Kinder, wann immer dies möglich war.
Im weiteren Verlauf der Indianer-Kriege wurden die Soldaten der 7. US-Kavallerie häufig gegen die Ureinwohner eingesetzt. 1873 schützten die Soldaten die Northern Pacific Railroad, ein anderes Mal mussten die Indianer in ein Reservat eskortiert werden. Custers Regiment war zu dieser Zeit in Fort Abraham Lincoln in North Dakota stationiert.
1868 wurde als Ergebnis der Verhandlungen in Fort Laramie, den Sioux das Black-Hill-Land zuerkannt. Doch als 1874 dort Gold entdeckt wurde, wollte die US-Regierung die Sioux aus diesem Gebiet entfernen. Unter denjenigen, die sich der amerikanischen Aggression widersetzten, befand sich Sitting Bull, ein Lakota-Häuptling und heiliger Mann. [3]
1876 wurde der Brigadegeneral der Befehlshaber des gesamten 7. US-Kavallerieregiment. Im Frühjahr entsandte die US-Armee drei massive Kampfgruppen, die mehrere Regimenter aus Kavallerie, Infanterie und Artillerie umfassten. Ihr Ziel war es, das Gebiet der Lakota und Cheyenne zu räumen und sie in das Great Sioux Reservat zu zwingen.
"Custer's Luck" schwindet
Im Kampf gegen die Sioux sollte der Brigadegeneral die 7. Kavallerie anführen. Er wurde jedoch in den Streit um den amerikanischen Ulysses S. Grant verwickelt. Custer hatte der Presse Informationen zugespielt, die Grants Bruder und einige andere Politiker belasteten. Der wütende Präsident entfernte den Brigadegeneral zunächst von seinem Kommando. Erst nach der Intervention einiger Generäle durfte der Soldat auf seinen Posten zurückkehren.
Mitte Mai 1876 begann der US-Feldzug, während sich eine große Gruppe von Lakota Sioux-, Cheyenne- und Arapaho-Stämmen zu einem Treffen versammelte, das von Sitting Bull einberufen wurde und an dem Crazy Horse teilnahm. In dem Lager am Little Bighorn River im heutigen Montana hatten sich etwa 2000 Krieger versammelt.
Custers letzter Kampf – Die Schlacht am Little Bighorn
Am 25. Juni, nach mehreren langen Tagen im Marsch, entdeckten Custers Kundschafter das Lager. Der Befehlshaber befürchtete, die Indianer könnten entkommen, und entschied sich für einen sofortigen Angriff. Er teilte seine Truppen in drei Bataillone auf, die das Lager aus verschiedenen Richtungen angreifen sollten. [4]
Der Brigadegeneral und seine 210 Männer gingen nach Norden in die Schlacht am Little Bighorn. Das war das letzte Mal, an dem der Soldat lebend gesehen wurde. Als der Angriff ins Stocken geriet, zogen sich die Truppen der Kommandeure Major Marcus Reno und Kapitän Frederick Benteen zurück, anstatt den anderen zur Hilfe zu eilen. Das sollte später zu Spekulationen über ihre Rolle bei Custers Tod führen.
Die Leichen von Custer und seinen Männern, zu denen auch seine beiden Brüder gehörten, wurden zwei Tage lang nicht gefunden. Der Befehlshaber wurde nackt, aber ohne Kopfhaut mit einer Kugel in Brust und Stirn entdeckt.
Die einzigen "Überlebenden" der Schlacht waren ein indianischer Kundschafter und das Kavalleriepferd Comanche, die ein Symbol für die amerikanischen Verluste an diesem Tag werden würden. Die Schlacht selbst dauerte nur etwa zwei Stunden. Die US-Kavallerie musste gegen eine gut ausgerüstete Sioux-Streitmacht kämpfen, die mit modernen Repetiergewehren bewaffnet war.
George Armstrong Custer wurde später auf dem West Point Cemetery begraben.
Quellenangaben:
[1] Little Bighorn Battlefield National Monument, Georg Armstrong Custer, Nationales Denkmal Montana, https://www.nps.gov/libi/learn/historyculture/lt-col-george-armstrong-custer.htm, Letzte Aktualisierung: 9. Mai 2019
[2] George A. Custer, Dr. Naomi und Stanley Yavneh Klos, in: https://www.georgearmstrongcuster.com/, Letzte Aktualisierung 2013.
[3] George Armstrong Custer, Redaktion von History.com, in: https://www.history.com/topics/native-american-history/george-armstrong-custer, Letztes Update vom 21. August 2018.
[4] Gregory JW Urwin, George Armstrong Custer, United States Military Officer, in: https://www.britannica.com/biography/George-Armstrong-Custer/Battle-of-the-Little-Bighorn#ref314490, Last Update vom 16. August 2019.