Richthofen, Manfred (Albrecht) Freiherr von

dt. Kampfflieger im 1.WK


Richthofen, Manfred (Albrecht) Freiherr von
Kurz & Kompakt
  • Geburtstag:
    02. Mai 1892
  • Geburtsort:
    Breslau
  • Geburtsland:
    Polen
  • Sterbedatum:
    21. April 1918
  • Sterbeort:
    Vaux-sur-Somme
  • Sterbeland:
    Frankreich

Kindheit und Jugend

Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen wurde am 2. Mai 1892 in Breslau als Sohn des Kavallerieoffiziers Albrecht Freiherr von Richthofen geboren. Der junge Richthofen war schon früh leidenschaftlicher Reiter und Jäger. Als Elfjähriger nahm er bereits an Großjagden teil und verbrachte in seiner Jugend viel Zeit mit Freunden auf dem Rücken eines Pferdes. Ganz besonders liebte er die Teilnahme an Reiturnieren.


Militärische Ausbildung

Sein Vater schickte den jungen Richthofen an die Kadettenanstalt Wahlstatt, die er von 1903 bis 1908 besuchte und mit dem Abitur in der Tasche verließ. Auch dort fiel er seinen Ausbildern durch seinen enormen sportlichen Ehrgeiz auf, für die schulische Ausbildung konnte er sich dagegen nicht so begeistern.
Im Anschluss wechselte Richthofen an die Hauptkadettenanstalt Berlin Lichterfelde und trat nach Ausbildungsende 1911 in das Westpreußische Ulanen-Regiment Nummer 1 ein.


Fronteinsatz als Ulane

Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges war Richthofens Regiment zunächst an der russischen Grenze eingesetzt, wurde aber schon kurz darauf an die Westfront verlegt. Im September 1914 kam er als Nachrichtenoffizier zur 4. Armee nahe Verdun. Die Monotonie des Stellungskrieges war aber nichts für den sportlichen Offizier und so beantragte er seine Versetzung zur Fliegertruppe.[1]


Erste fliegerische Einsätze als Beobachter

Seine fliegerische Ausbildung startete am 30. Mai 1915 startete in der Flieger-Ersatzabteilung 7 in Köln, wo er zum Beobachter ausgebildet wurde. Auf den 30-tägigen Lehrgang folgte eine zweiwöchige praktische Ausbildung in Großenhain bei Dresden. Ab Juni 1915 diente Richthofen in der Feldflieger-Abteilung 69 an der Ostfront als Beobachter und Bordschütze. Seine Aufgabe waren eigentlich reine Aufklärungsflüge über den feindlichen Linien. Doch Richthofen beschoss dabei als Heckschütze mehrmals russische Stellungen.
Im August 1915 wurde Richthofen an die Westfront, zum ersten Bombergeschwader der Obersten Heeresleitung abkommandiert. Mit Bombern des Typs AEG G flog er Einsätze an der Kanalküste und im französischen Hinterland. Rund einen Monat später ließ sich Richthofen zur Bomberstaffel nach Metz verlegen. Auf der Zugfahrt dorthin begegnete er im Speisewagen erstmals dem deutschen Jagdflieger Oswald Boelcke.


Ausbildung zum Piloten und Jagdflieger

In Metz wurde Richthofen zum Piloten ausgebildet. Die Prüfung zum Flugzeugführer bestand das spätere Jagdflieger-Ass allerdings erst im dritten Anlauf. An Weihnachten 1915 erhielt der Offizier endlich seine Fluglizenz. Zunächst war der frischgebackene Pilot mit der 8. Kampfstaffel des 2. Kampfgeschwaders ab März 1916 vor Verdun im Einsatz, bevor er im September zur Jagdstaffel 2 wechselte. Die Jasta 2 stand zu dieser Zeit unter dem Kommando des hoch dekorierten deutschen Jagdfliegers Oswald Boelcke. Am 17. September 1916 gelang Richthofen über Cambrai sein erster bestätigter Abschuss. Für seine erfolgreiche Feuertaufe erhielt er von Staffelführer Boelcke einen silbernen Ehrenbecher. Eine Gepflogenheit, die Richthofen für seine restliche Jagdfliegerkarriere beibehalten sollte. Künftig ließ er für jeden Abschuss eines Feindflugzeuges bei einem Juwelier einen Silberbecher anfertigen. Darin eingraviert waren Abschussdatum und Flugzeugtyp.[2]


Richthofens Aufstieg zum erfolgreichen Jagdflieger-Ass

Richthofen lernte schnell von seinem Ausbilder und Staffelführer Boelcke und erwies sich als geschickter Taktiker, der seine Luftkämpfe fast immer aus einer optimalen Angriffsposition heraus begann. Flieger-Ass Boelcke starb tragisch, am 28. Oktober 1916 während eines Luftkampfs. Beim Ausweichen streifte seine Maschine das Flugzeug eines Staffelkameraden und Boelcke trudelte in den Tod. Nur wenige Monate später, am 12. Januar 1917, errang Richthofen seinen 16. Luftsieg und erhielt dafür von Kaiser Wilhelm persönlich die höchste preußische Tapferkeitsmedaille, den Pour le Mérite, überreicht. Kurz darauf wurde ihm die Führung der Jasta 11 übertragen. Er holte auch seinen Bruder Lothar, gleichfalls Jagdflieger, in seine Staffel. Richthofen war nach dem Tod der Asse Max Immelmann und Oswald Bölke mit großem Abstand zum erfolgreichsten deutschen Jagdflieger geworden.

Angeblich soll das britische Oberkommando eine hohe Belohnung auf den Abschuss des deutschen Fliegerasses ausgesetzt haben. Der erfolgreiche Pilot sollte unter anderem das Victoria-Kreuz, ein eigenes Flugzeug sowie 5000 Pfund erhalten. Es soll sogar eine Art "Anti-Richthofen-Geschwader" gegeben haben, um den deutschen Flieger vom Himmel zu holen. Das aber ist vermutlich nur eine Erfindung der militärischen Propaganda oder britischen Propaganda [3].

Unter Richthofens Führung wurde die Jasta 11 schnell zur erfolgreichsten deutschen Fliegerstaffel. Auf sein Konto allein gingen 20 Abschüsse britischer Flugzeuge. Aber auch seine Männer waren, trotz zahlenmäßiger Überlegenheit des Gegners, im Luftkampf sehr erfolgreich. Aufgrund der hohen Verluste galt der April 1917 unter britischen Piloten schnell als "bloody april". Für Piloten des Royal Flying Corps sank die durchschnittliche Lebenserwartung bis zum eigenen Abschuss in diesem Monat von 295 Stunden im Einsatz auf 92.


Richthofen als Propagandaheld wider Willen

Schon bald konnte Richthofen seinen 50. Abschuss verbuchen und wurde erneut von Kaiser Wilhelm geehrt. Die deutsche Propaganda nutze Richthofen und seine Erfolge massiv, um die zunehmend kriegsmüde deutsche Bevölkerung bei Laune zu halten. Denn der zum Helden stilisierte Flieger war auch unter Zivilisten sehr beliebt. Er selbst fühlte sich in dieser Rolle nicht recht wohl, wie der Auszug aus einem seiner Briefe Ende 2017 zeigt: "Mir ist nach jedem Luftkampf erbärmlich zumute. Wenn ich meinen Fuß auf dem Flugplatz wieder auf den Boden gesetzt habe, dann mache ich, dass ich in meine vier Wände komme, will niemand sehen und von nichts hören. Ich glaube, so ist es wirklich. Es ist nicht so, wie die Leute in der Heimat sich das vorstellen, mit Hurra und Gebrüll, es ist viel ernster, verbissener." [4]
Im Juni 1917 übertrug das deutsche Oberkommando Richthofen das Kommando über die Jagdstaffeln 4, 6, 10 und 11, die er zum Jagdgeschwader 1 zusammenfasste.

 
Fliegender Zirkus/Flying Circus

Etwa einen Monat später erlitt der Staffelführer während eines Luftkampfes eine schwere Kopfverletzung. Richthofen musste notlanden und erblindete vorübergehend. Von dieser Verwundung sollte sich das Flieger-Ass nie mehr richtig erholen. Viel zu früh und gegen den Rat seiner Ärzte kehrte Richthofen im Frühjahr 1918 zu seiner Staffel zurück. Aufgrund der mittlerweile dreifachen zahlenmäßigen Überlegenheit des Gegners, ging das Jagdflieger-Ass zu einer neuen Taktik über. Diese sollte bald als "Flying Circus" in die Geschichte eingehen. Richthofens Geschwader versammelte die besten und talentiertesten Piloten in einer Eliteeinheit. Diese konnte, vergleichbar einem Wanderzirkus, schnell zu den jeweiligen Brennpunkten der Westfront verlegt werden.
Da die Alliierten ohnehin jede Bewegung seines Geschwaders genauestens beobachteten, ließ Richthofen die Maschinen statt mit grüner Tarnfarbe in Signalrot, Hellbau oder Zitronengelb lackieren. Aus der Ferne betrachtet wirkten die Luftkämpfe der gut erkennbaren Flugzeuge dadurch wie akrobatische Kunststücke unter einer riesigen Zirkuskuppel.
Richthofen flog als Staffelführer einen rot bemalten Fokker Dreidecker. Die französischen Flieger tauften ihren furchteinflößenden Gegner deshalb auch "Diable Rouge" (roter Teufel). Im angelsächsischen Sprachraum gilt er bis heute als "Red Baron", vermutlich in freier Interpretation des Begriffs "Freiherr".

Bis heute umstritten: Wer holte den Roten Baron vom Himmel?

Am 21. April 1918 startete Geschwaderführer Richthofen mit seinem Fokker-Dreidecker und neun Staffelkameraden zu seinem letzten Einsatz.
Die Staffel traf kurz nach dem Start auf Flugzeuge der 209 Squadron der Royal Air Force (RAF). Im sich entwickelnden Luftkampf verfolgte Richthofen eines der Flugzeuge hinter die feindlichen Linien. Dabei wurde er vom RAF-Staffelführer Arthur Roy Brown aus großer Entfernung von hinten beschossen, die sein Flugzeug vermutlich verfehlten.
Die Kugel, die Richthofen schließlich traf, stammte wohl aus dem Maschinengewehr eines der drei australischen MG-Schützen, die ihn vom Boden aus beschossen. Sie drang von rechts unten in seinen Oberkörper ein, Richthofen konnte seinen nahezu unbeschädigten Dreidecker aber noch nahe feindlichen Stellung landen. Der mit 80 Abschüssen [5] erfolgreichste deutsche Jagdflieger des 1. Weltkrieges starb wenige Minuten nachdem australische Soldaten sein Flugzeug erreicht hatten.

Wer den Roten Baron letztendlich von Himmel holte, ist bis heute umstritten. Die Royal Air Force schrieb dem kanadischen Piloten Arthur Brown den Abschuss zu. Die wahrscheinlichste Variante ist aber der Abschuss durch einen der drei australischen MG-Schützen. Die tödliche Kugel hatte Leber, Lunge und Herz getroffen, das Projektil steckte noch in seiner Fliegerjacke. Ballistikexperten und Mediziner sind sich deshalb sicher, dass der in Bodennähe fliegende Richthofen sofort landen musste und unmittelbar darauf seinen schweren Verletzungen erlag.

Am 22. April beerdigten australische Soldaten Manfred von Richthofen mit allen militärischen Ehren in Bertangles. Französische Dorfbewohner versuchten in der folgenden Nacht den Leichnam auszugraben. [6] Einen Tag nach der Beerdigung auch erreichte Richthofens Geschwader die Nachricht von seinem Tod auf ungewöhnliche Weise. Ein britisches Flugzeug warf eine Botschaft und einige Fotos über dem Flugplatz seines Geschwaders ab. Einige Monate später wurde Hermann Göring zum Kommandanten von Richthofens Geschwader ernannt, unter den Nazis später Oberbefehlshaber der Luftwaffe.
 

Quellenangaben:

[1] Joachim Castan: Der Rote Baron. Die ganze Geschichte des Manfred von Richthofen, Klett-Cotta, Stuttgart 2007, S.55
[2] Joachim Castan: Der Rote Baron. Die ganze Geschichte des Manfred von Richthofen, Klett-Cotta, Stuttgart 2007, S.88
[3] Artikel in "Der Tagesspiegel", Christian Schröder, 6.4.2008
[4] Artikel in "Der Spiegel", Kratzer am Mythos des Roten Barons, 23.9.2007
[5] Joachim Castan: Der Rote Baron. Die ganze Geschichte des Manfred von Richthofen, Klett-Cotta, Stuttgart 2007, S.310
[6] Joachim Castan: Der Rote Baron. Die ganze Geschichte des Manfred von Richthofen, Klett-Cotta, Stuttgart 2007, S.259