Abberline ist der bekannteste Ermittler im Fall "Jack the Ripper", einem Serienmörder, der von Sommer bis Herbst 1888 in London sein Unwesen trieb und dabei fünf Prostituierte ermordete und grausam verstümmelte. Abberline war maßgeblich an den Untersuchungen beteiligt, die jedoch zu keinem klaren Ergebnis führten. Trotz verschiedener Tatverdächtiger, ist bis heute nicht bekannt, um wen es sich bei "Jack the Ripper" handelte.
Abberline wurde am 8. Januar 1843 in Blandford Forum (Grafschaft Dorset, Südwestengland) geboren. Als jüngster Sohn des Marktschreiers, Sattlers sowie Sheriffs des Ortes wurde er nach dessen Tod 1849 von seiner Mutter allein großgezogen. Er wurde Uhrmacher, verließ im Jahr 1963 aber sein Zuhause, um in London in den Polizeidienst einzutreten. Bereits zwei Jahre später wurde er zum Sergeant ernannt. Im Jahr 1973 wurde er dann zum Inspector ernannt und gleichzeitig nach Whitechapel berufen. Hier wurde er 1878 als örtlicher Inspector für die dort ansässige Division zuständig. Am 26.02.1987 wechselte er zu Scottland Yard und wurde hier zum Chief Inspector befördert. Aufgrund des ersten Mordes an der Prostituierten Nichols am 31.08.1888 wurde er nach Whitechapel zurückbeordert, da er viel Erfahrung in solchen Ermittlungen besaß. Er arbeitete hier mit Walter Dew zusammen und war eines der wichtigsten Mitglieder im Mordermittlungsteam für die Ripper-Morde in Whitechapel. Abberline stellte viele Theorien über die Morde auf, wobei eine Theorie besagte, dass eine Frau solche Verbrechen begehen können.
Später wurde Abberline auch zu den Aufklärungen um den Cleveland Street-Skandal hinzugezogen, der im Jahr 1889 stattfand. Dieser Fall enttäuschte ihn jedoch, da er davon ausging, dass seine Vorgesetzten vertuschen wollten, dass auch der Enkel von Queen Victoria ein häufiger Besucher im homosexuellen Bordell in der Cleveland Street gewesen war. Aus diesen Gründen verließ der hochdekorierte Abberline im Februar 1892 die Polizei.
Nach dem Ausscheiden kehrte Abberline in seinen Heimatort zurück und arbeitete dort als Detektiv. Von hier aus ging er nach Monte Carlo, um betrogene Kunden der Spielcasinos zu helfen. Bis zum Jahr 1904 arbeitete er danach für die gleiche Detektei in England und ging dann in den Ruhestand.
Abberline heiratete zweimal, 1868 die damals 25-jährige Martha Mackness, die allerdings zwei Monate später an Tuberkulose verstarb. 1876 heiratete er dann die damals 32-jährige Emma Beament. Die kinderlose Ehe hielt über 50 Jahre bis zum Tod von Abberline, der am 10. Dezember 1929 im Alter von 86 Jahren in Bournemouth (Grafschaft Dorset, Südwestengland) verstarb. drei Monate vor seiner Frau Emma am 10.12.1929 in Bournemouth.
Die sozialen Verhältnisse in London und England zur Zeit von Jack the Ripper
Das Jahr 1888, in der Jack the Ripper sein Unwesen in London trieb, fällt in das Viktorianische Zeitalter (1837-1901). Die sozialen Verhältnisse in London waren sehr schlecht. Britische Städte waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch unsauber und unhygienisch. Verseuchtes Wasser mit Krankheitserregern führte vermehrt zu Infektionen, von denen sich viele Einwohner Londons nicht mehr erholten. Gerade auch das Elendsviertel Whitechapel im Osten von London, in dem Jack the Ripper sein Unwesen trieb, war besonders von den unhygienischen Zuständen betroffen.
Schmutz, Gewalt, Armut und Krankheit hingen für die bürgerliche Klasse Londons im 19. Jahrhundert eng zusammen, hinzu kam zudem der "tierische Fortpflanzungstrieb". Die keusche Frau hatte rein in die Ehe zu gehen, die Kehrseite dieses Idealbildes war natürlich die Prostitution, die in diesen Zeiten weit verbreitet war. Junge Männer des Mittelstandes hatten nicht genug Geld zum Heiraten, dennoch wollten sie auf Sex nicht verzichten, den sie in den Vierteln, wie zum Beispiel Whitechapel, bei der Unterschicht fanden.
Ein wenig besser sah es zu der damaligen Zeit mit der Bildung auch für sozialschwache Kinder aus. 1870 wurde ein Gesetz auf das Recht der allgemeinen Bildung erlassen. Schulen auf staatlicher Ebene wurden gebaut und armen Familien wurde das Schulgeld erlassen. Doch erst ab 1891 war diese Elementarbildung für alle kostenlos, dennoch konnte die Zahl der Analphabeten in dieser Zeit um ein Vielfaches reduziert werden.
Die Polizei war am Ende des 19. Jahrhundert bereits gut aufgestellt. Die Strafgefangenen wurden nur noch bis 1867 nach Australien deportiert und danach in staatseigenen Gefängnissen in England untergebracht. Die Todesstrafe durch Erhängen wurde ab 1838 nur noch für Mordversuch und Mord erlassen. Öffentliche Hinrichtungen fanden aber noch häufig statt.
Die Opfer von Jack the Ripper
Fünf Frauen, die als Prostituierte in Whitechapel ihren Körper gegen Geld anboten, fielen im Jahr 1888 aller Wahrscheinlichkeit dem Mann zum Opfer, dem die Presse den Namen "Jack the Ripper" gegeben hatte, da er grundsätzlich mit einem Messer tötete, die Frauen aufschlitzte und verstümmelte. [2]
Die folgenden Prostituierten waren die Opfer von Jack the Ripper:
1. Mary Ann Poly Nichols (43 Jahre)
Mary Ann Poly Nichols wurde am Freitag, den 31. August 1988 ermordet. Entdeckt wurde sie nachts um 3.45 Uhr. Sie wurde in der Buck´s Row, der heutigen Durward Street in Whitechapel gefunden, wobei es sich bei Fund- und Tatort um den selben Ort handelte. Ihr wurde der Bauch aufgeschlitzt.
2. Anne Chapmann (47 Jahre)
Anne Chapmann fiel dem Ripper am Samstag, den 8. September 1888 in der Harbury Street Nr. 29 zum Opfer. Sie wurde um 6.00 Uhr am frühen Morgen gefunden. Ihr fehlte der Uterus.
3. Elizabeth Stride (44 Jahre)
Das dritte Opfer von Jack the Ripper war die Prostituierte Elizabeth Stride, die am Sonntag, den 30. September ermordet wurde und um 1.00 Uhr nachts entdeckt wurde. Der Tat- und Fundort war in der Berner Street im Duffield´s Yard, hier befindet sich heute die Henriques Street. Sie hatte keinerlei Verstümmelungen.
4. Catherine Eddowes (46 Jahre)
Catherine Eddowes wurde ebenfalls am 30. September 1888 verstümmelt und getötet. Sie wurde um 1.45 Uhr in der Nacht mit dreieckigen Schnittwunden in beiden Wangen, sowie fehlendem Uterus und fehlender linker Niere am Mitre Square gefunden.
5. Mary Jane Kelly (25 Jahre)
Bei dem wohl letzten Opfer von Jack the Ripper handelt es sich um Mary Jane Kelly, die sehr stark verstümmelt und mit fehlendem Herzen am Freitag, den 9. November 1888 um 10.45 Uhr im Miller´s Court Nr. 13 gefunden wurde.
Verlauf der Ermittlungen und mutmaßliche Täter
Bis heute ist Jack the Ripper ein Mysterium, um das sich viele Geschichten und Mutmaßungen ranken. Als mutmaßliche Täter stehen bis heute mehrere Männer in Verdacht. Bei diesen handelt es sich um:
– Montague John Druitt [3]
– George Chapman [3]
– John Pizer [3]
– James Kelly [3]
– James Maybrick [2]
Die Polizei um Abberline konzentrierte sich damals auf verschiedene Verdächtige. Hierzu gehörten als erstes der Hilfslehrer und Anwalt Druitt. Die Quellenlage ist hierbei jedoch recht dürftig. Anfang Dezember, kurz nach dem letzten Mord ertränkte er sich in der Themse, allerdings galt er lange Zeit als homosexuell, zudem hatte er für den Mord an Nichols am 31. August ein Alibi.
Der zweite Verdächtige Chapman soll wohl kurz vor dem ersten Mord aus Polen eingewandert sein. Er arbeitete als Friseur in Whitechapel. 1903 wurde er wegen Mordes an drei seiner Ehefrauen gehängt. Für Abberline war Chapman der Hauptverdächtige, später wurde jedoch darauf hingewiesen, dass die ersten Morde mit einem Messer durchgeführt wurden, die Morde an seinen Ehefrauen jedoch durch Gift.
Pizer war ein polnischer Jude und arbeitete ebenfalls in Whitechapel als Schumacher. Er wurde am 10. September 1888 wegen Übergriffe auf Prostituierte verhaftet. Allerdings hatte er auch für zwei der Morde gute Alibis.
Anfang des Jahres 1888 brach Kelly aus einem Irrenhaus, in dem er für den Mord seiner Frau untergebracht wurde. Er wurde im November 1888 von der Polizei gesucht, stellte sich aber erst selbst im Jahr 1927. Er wurde mehrerer Morde in den USA bezichtigt und daher auch als möglicher Jack the Ripper gehandelt.
Eine spätere Theorie sagt aus, dass Sickert, ein in München geborener Maler der Täter gewesen sein soll, da er ein Bild mit dem Titel "Jack the Ripper´s Bedroom" malte.
Eine weitere spätere Theorie besagt, dass Maybrick der Mörder sein sollte. Zeugen wollen ihn in der Nähe der getöteten Prostituierten gesehen haben. Auch ist eine Taschenuhr von Maybrick aufgetaucht, in die er "ich bin Jack" eingeritzt haben soll. Zudem wurden auf Seiten des Tagebuchs Namen gefunden, die mit Maybrick und seinem näheren Umfeld in Verbindung gebracht werden können.
Bis heute ist nicht bekannt, wer die Morde letztendlich begangen hat.
Quellenangaben:
[1] Thurgood, Peter: Der Mann, der Jack the Ripper gejagt hat, History Press vom 01.04.2013
[2] Harrison, Shirley: Das Tagebuch von Jack the Ripper, Bastei Lübbe Verlag, 1993
[3] Schmidt, Volker: Jack the Ripper, Prototyp eines Serienkillers, In: "Zeit Online" vom 31.08.2013