Carter, Howard

engl. Entdecker des Pharaos Tutanchamun


Carter, Howard
Kurz & Kompakt
Geburtstag:9. Mai 1874
Geburtsort:Kensington
Geburtsland:Großbritanien
Sterbedatum:2. März 1939
Sterbeort:London
Sterbeland:Großbritanien

Howard Carter war ein englischer Ausgräber und Zeichner, der durch den Fund des Grabmals des Pharaos Tutanchamun weltberühmt wurde.

Von Norfolk nach Ägypten

Howard Carter wurde am 9.Mai 1874 in Kensington, England, geboren. Er war das jüngste von elf Kindern, von denen nur acht das Erwachsenenalter erreichten. Sein Vater, der Tierzeichner und Illustrator Samuel John Carter, bestand darauf, den in der Kindheit oft kränklichen Howard zuhause zu unterrichten [1].

Da er seinen Vater zu dessen Verabredungen mit Auftraggebern und Mäzenen begleitete, wurden diese auf Howards Zeichentalent aufmerksam. Lord und Lady Tyssen-Amherst, die über eine große Sammlung wissenschaftlicher Literatur und antiker Kunstgegenstände verfügten, nahmen sich Carters an und sorgten dafür, dass er zu Beginn des Jahres 1891 als Zeichner im Britischen Museum angestellt wurde. Im Alter von 17 Jahren reiste er als Zeichner mit Professor Percy Newberry nach Beni Hassan in Ägypten.

Vom Zeichner zum Ausgräber

Als Howard Carter in Beni Hassan Malereien kopierte und Inschriften rekonstruierte, beschäftigte er sich autodidaktisch mit dem Erlernen der Hieroglyphen und der altägyptischen Schriftsprache. Nach wenigen Wochen wechselte er von Newberry zum Archäologen Flinders Petrie nach Amarna. Neben seiner Arbeit als Zeichner bat er auch um ein eigenes Claim. Bereits am dritten Tag seiner Ausgrabungsarbeit konnte er Petrie Fragmente einer Königinnenstatue und weitere Artefakte präsentieren. Bei Petrie lernte er Feldforschung und fertigte maßstabsgetreue Pläne der altägyptischen Hauptstadt Achetaton an.

Durch diese Tätigkeit und den in Briefen von Petrie überlieferten jugendlichen Eifer, erreichte er für die Wissenschaft große Erfolge. In Amarna hörte auch das erste Mal vom vergessenen Pharao Tutanchamun. [2]

1893 begann Carter, für Edouard Naville zu arbeiten, der sich der Ausgrabung des Tempels der Königin Hatschepsut widmete. Gaston Maspero, der Direktor der ägyptischen Altertümerverwaltung in Kairo, ernannte Carter 1899 zum Oberinspektor der Altertümerverwaltung in Oberägypten und Nubien.

Der Oberinspektor

Der autodidaktische Archäologe konnte als Oberinspektor nicht nur eigene Ausgrabungen mit modernen Gerätschaften durchführen, er bekam auch Zugriff auf sämtliche bereits verwalteten Ausgrabungen, so dass er lohnende Parzellen ausfindig machen konnte. Zu seinen Aufgaben gehörte neben der Buchhaltung  und dem Oberbefehl über bewaffnete Patrouillen, die die Grabungsstätten vor Grabräubern schützten, auch die diplomatische Vermittlung zwischen den Wünschen von Investoren, Ausgrabungstouristen und den Interessen des altägyptischen Museums. Letzteres verlief zeitweilig so unglücklich, dass Carter 1904 entlassen wurde und sich bis 1908 als Fremdenführer, Aquarellmaler, Dolmetscher und Souvenir-Zeichner in Kairo verdingte und sich privaten Studien über Tutanchamun widmete.

Carter und Lord Carnarvon

Erst die Zusammenkunft mit Lord Carnarvon 1907 stattete Carter wieder mit den notwendigen finanziellen Mitteln aus, um seine Suche nach Tutanchamun in der Feldarbeit fortzuführen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges sorgte für erhebliche Verzögerungen der Arbeit, obwohl das Team eine Grabungslizenz für das Tal der Könige erhielt. Im Sommer 1922, nach fünf erfolglosen Jahren im Tal der Könige wollte Lord Carnarvon die Grabungskonzession nicht weiter verlängern lassen. Doch nach einer Unterredung mit Carter in London, wo dieser seinen jährlichen Sommerurlaub verbrachte, bewilligte er eine letzte Saison der Suche nach Tutanchamun [3].

Carter, der als Junggeselle erstmalig nicht mehr allein bleiben wollte, kaufte sich einen gelben Kanarienvogel und nahm ihn mit nach Ägypten. Die Suche nach dem Grab von Tutanchamun beeinflusste das gesamte Leben des Archäologen. Er heiratete nie, hegte aber eine liebevolle platonische Freundschaft mit Evelyn, der Tochter Lord Carnarvons [4].

Die Entdeckung Tutanchamuns

Am 4. November 1922 entdeckten die Grabungsarbeiter die versiegelte Tür eines Pharaonengrabes. Bis zur Ankunft von Lord Carnarvon am 20.November wartete Carter mit der Öffnung des Grabes, dann blickten sie zwei Tage später erstmals durch eine Tür, die circa 3.260 Jahre lang verschlossen geblieben war. Das Grab des Pharaos Tutanchamun lag vor ihnen.

Die Sensation der Ausgrabung wurde als Entdeckung von Lord Carnarvon gefeiert, Carter wurde in den Pressestimmen nur am Rande erwähnt. Der Geldgeber selbst verstarb bereits ein paar Monate nach der Öffnung des Grabes, die Rechte an der Ausgrabung gingen auf seine Witwe Almina über. Bis 1932 dauerten die Forschungen und Katalogisierung des Grabes an. Carter veröffentlichte gemeinsam mit Arthur C. Mace eine Trilogie über die Entdeckung. Carter, der nie eine Universität besucht oder einen Schulabschluss erworben hatte, wurde die Ehrendoktorwürde der Universität von Yale verliehen.

Zurück nach London

Bis 1936 lebte er in einem Haus in Theben, unweit des Tals der Könige. Seine Korrespondenz wurde von seiner Nichte Phyllis Walker geführt, die ihn auch 1937 zurück nach London begleitete. Am 2.März 1939 starb Howard Carter in London an den Folgen einer Herzinsuffizienz und wurde vier Tage später in London beigesetzt. Sein Grabstein auf dem Putney Vale Friedhof trägt nicht seine Lebensdaten, sondern den Vermerk, dass er das Grab von Tutanchamun entdeckt hat.


Quellenangaben:

[1] Vandenberg, Philipp: Der vergessene Pharao, 1.Auflage, Bertelsmann, München, 1980, S.7 ff, S.123 ff
[2] Petrie, Flinders.: Seventy Years in Archaelogoy, 1. Auflage, Holt, London, 1931
[3] Breasted, Chalres: Pioneer to Past: The Story of James Henry Breasted, Archaeologis, Charles Scribner's Sons, New York, 1947
[4] Vandenberg, Philipp: Der vergessene Pharao, 1.Auflage, Bertelsmann, München, 1980, S.123 ff