Taylour, Lord William Desmond

brit. Archäologe


Taylour, Lord William Desmond
Kurz & Kompakt
Geburtstag:13. Januar 1904
Geburtsort:Lymington, Hampshire
Geburtsland:Großbritannien
Sterbedatum:10. Mai 1989
Sterbeort:Cambridge
Sterbeland:Großbritannien

Lord William Desmond Taylour (1904-1989) war ein herausragender britischer Archäologe. Er sticht nicht nur durch die Liebe zu seiner Arbeit hervor, sondern auch, weil er diese Laufbahn erst mit 43 Jahren einschlug. Taylour – der im deutschen Sprachraum wenig Beachtung findet – bezeichnete sich selbst als Nachzügler auf dem Gebiet.[1] Er wurde 1904 in Hampshire, Südengland, geboren und wuchs auf dem Besitz seines Vaters, dem Marquis von Headfort, Irland auf. Obwohl er sich schon früh für Archäologie interessierte, widmete er sich 1921/22 zunächst einer Karriere im diplomatischen Dienst. Danach ging er als Bankier an die Wall Street, kehrte jedoch bald nach London zurück, um sich als Geschäftsführer eines Innenarchitekturunternehmens zu verdingen. Während des Zweiten Weltkrieges fungierte er als Kommandant in den nordafrikanischen Feldzügen; in der Nachkriegszeit war er Mitglied des Alliierten Kontrollrats. Und dann, 1947, wurde er zum Studium der Archäologie und Anthropologie in Cambridge zugelassen.

Bereits 1948 sammelte er bei Ausgrabungen in Sabratha im heutigen Libyen erste Erfahrungen im Mittelmeerraum. Nach erfolgreichem Studienabschluss forschte er 1950/51 auf Zypern. Längst hatte sich eine Vorliebe für eine Epoche herauskristallisiert: die späte griechische Bronzezeit mit der mykenischen Kultur als strahlendem Vertreter. In den Sommern 1952 bis '54 war es ihm vergönnt, mit Professor Alan Wace, einer Koryphäe auf diesem Gebiet, in Mykene zusammenzuarbeiten. Parallel dazu half er bei Ausgrabungen in Pylos am Palast des Nestor, ebenfalls ein Bauwerk der späthelladischen Periode. 1955 nahm man ihm seine Dissertation ab, die den kulturellen Austausch zwischen Mykene und dem heutigen Italien anhand von Keramikfunden nachweist. 1958 kam es zur Veröffentlichung.

Nach Professor Waces Tod entschied ein Komitee, dass Taylour in Zusammenarbeit mit griechischen Archäologen dessen Platz einnehmen solle und brachte so die Wertschätzung für Taylours Arbeit zum Ausdruck. Unter diesem Banner betreute er ab 1959 die Ausgrabungen in Mykene und legte eine weitere Kultstätte sowie Linear B Tafeln frei, die die Weiterentwicklung des kretischen Linear A bezeugten. Zudem gründet er 1959 den heute noch aktiven Mediterranean Archaeological Trust, dessen Hauptaugenmerk ebenfalls der mykenischen Kultur gelten sollte. Daneben leitete er bis in die späten siebziger Jahre hinein Forschungsarbeiten bei Hagios Stephanos im Süden des Peloponnes, die wiederum Verknüpfungen zwischen Kreta und dem griechischen Festland an den Tag brachten. Ihn faszinierte das Weitergeben von Fähigkeiten, das Wandern von Wissen. War Taylour nicht vor Ort, schrieb er Bücher und kümmerte sich um die Publikation der Forschungsergebnisse. Seine letzte Griechenlandreise unternahm er 1988. Der Lungenkrebs schritt voran. Im Dezember 1989 starb er in seinem Haus in Cambridgeshire.

Taylour hätte den exzentrischen Lord mimen können, stattdessen galt er als kompetenter und leidenschaftlicher Archäologe und umgänglicher Mensch.[2] Bei der Arbeit stelle man ihn sich vor mit einem unverwechselbaren, ägyptisch anmutenden Turban auf dem kahlen Kopf, Shorts und einem Safarihemd, dessen Taschen immer akribisch organisiert waren – als einen aristokratischen Gelehrten der alten Schule.[3]


Quellenangaben:

[1] Taylour, Lord William: The Mycenaeans, aus der Reihe: Ancient Peoples and Places, Bd.39, Thames and Hudson, London,1964, S.11.
[2] The Mediterranean Archaeological Trust: "About M.A.T.", unter: https://medarchaeotrust.org/about/ (abgerufen am 21.10. 2019).
[3] Oxford Dictionary of National Biography, hrsg. v. H. C. G. Matthew u. Brian Harrison, Oxford University Press, 2004, Bd. 54, S.1f.