Byrd, Richard (Evelyn)

amerik. Polarforscher


Byrd, Richard (Evelyn)
Kurz & Kompakt
Geburtstag:25. Oktober 1888
Geburtsort:Winchester, Virginia
Geburtsland:Vereinigte Staaten
Sterbedatum:11. März 1957
Sterbeort:Boston
Sterbeland:Vereinigte Staaten

Richard E. Byrd war ein amerikanischer Marineflieger und Polarforscher, der die Arktis und Antarktis erkundete. Während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) leitete er U-Boot-Patrouillen im Nordatlantik und galt als Pionier der Navigation über weite Strecken, sowohl auf dem Wasser als auch in der Luft. Im Jahre 1926 wurde er berühmt, als er als erster Mensch den Nordpol mit einem Flugzeug überflog.

Byrds Wunsch, Navigationsausrüstung in extremen Klimazonen zu testen, führte ihn 1925 nach Grönland. Von dort aus stieß er ausgerüstet mit einem Kompass und Kurzwellenfunkwellen nach Norden vor. Seine von wohlhabenden amerikanischen Industriellen finanzierte Rundreise zum Nordpol wurde am 9. Mai 1926 in 16 Stunden abgeschlossen und machte Byrd international bekannt. [1]

Seine Pionierleistung wurde lange Zeit von skeptischen Wissenschaftlern infrage gestellt. Viele zweifelten daran, dass er die Reise in so kurzer Zeit nicht hätte schaffen können. Später in seiner Karriere baute Byrd die Präsenz der Vereinigten Staaten in der Antarktis auf und flog zum Südpol.
 
Die frühen Jahre und die militärische Laufbahn

Richard Evelyn Byrd jr. wurde am 25. Oktober 1888 in Winchester, Virginia, als Sohn von Richard Evelyn Byrd (1860-1925), einem Anwalt und Eleanor Bolling Flood, geboren. Byrds Familie gehörte zu den ersten Siedlern in Virginia und war landesweit sehr bekannt. Sein älterer Bruder war Harry Flood Byrd, der als Gouverneur (1926-1930), US-Senator (1933-1965) und Leiter der Byrd-Organisation. Diese politische Organisation hatte lange Zeit maßgeblichen Einfluss auf die Geschichte Virginias.

Im Jahre 1908 schrieb sich Byrd an der Universität von Virginia ein. Noch im selben Jahr verließ er die Universität und besuchte die Shenandoah Valley Military Academy und später das Virginia Military Institute, eine Militär-Akademie in Lexington. 1912 beendete er die Ausbildung an der Marineakademie und wurde Fähnrich bei der United States Navy. Am 14. Juli 1912 wurde er dem Schlachtschiff USS Wyoming zugeteilt. [2]

Während seines Dienstes in der Karibik erhielt Byrd sein erstes Empfehlungsschreiben und später eine Silbermedaille für die Rettung eines über Bord gefallenen Seemanns. 1914 wurde er dem Kanonenboot "USS Dolphin" zugeteilt, das auch als Yacht des Sekretärs der Marine diente. Dieser Auftrag brachte Byrd in Kontakt mit hochrangigen Beamten und Würdenträgern, einschließlich des damaligen stellvertretenden Sekretärs der Marine, Franklin Roosevelt.

Am 20. Januar 1915 heiratete der Polarforscher Mary Donaldson Ames und das Paar hatte später einen Sohn und drei Töchter. Später benannte er eine Region in der Antarktis nach seiner Frau, die heute als "Mary Byrd Land" bekannt ist. [3]

Am 15. März 1916 wurde Byrd wegen einer Fußverletzung an Bord der Dolphin in den Ruhestand versetzt. Er wurde sofort in den Rang eines Leutnants (Junior Grade) befördert und als Inspektor und Ausbilder für die Rhode Island Naval Militia (Militärmiliz) in Providence, Rhode Island, eingesetzt.

Byrd besaß Fähigkeiten, die die Marine nicht verlieren wollte. Als sich das Engagement der USA abzeichnete, in den Ersten Weltkrieg einzutreten, wurde der Offizier als Marineflieger wieder aktiviert. Bis 1918 leitete er als Kommandeur von zwei Marinestationen U-Boot-Patrouillen in Nova Scotia.

Nach dem Ersten Weltkrieg – Beginn der Polarforschung

Als Pionier der Überwassernavigation half Byrd der US-Marine bei der Planung des ersten erfolgreichen Transatlantikfluges, als er 1919 die NC-4 von Rockaway, Long Island, nach Nova Scotia begleitete. Von dort flog das Flugzeug weiter nach Plymouth, England. Anschließende überzeugte Byrd die US-Marine und einige Wissenschaftsorganisationen, dass er nach dem Überfliegen Grönlands und der benachbarten Polarregionen mit wertvollen hydrografischen, magnetischen und geografischen Informationen, einschließlich der möglichen Entdeckung von Neuland, zurückkehren könne.

Er plante außerdem, die Luftfahrtausrüstung in einem extremen Klima zu prüfen. Byrd befehligte die Aviation Unit der Arktisexpedition in Nordgrönland, die von Donald B. MacMillan von Juni bis Oktober 1925 durchgeführt wurde. Das Team führte zwei bedeutende Flüge über das Innere von Ellesmere Island durch und richtete zwei Versorgungs-Standorte ein. Byrd hatte die ersten Flüge über die grönländische Eiskappe und die kanadischen Queen Elizabeth Islands unternommen und landete als erster in den Gewässern von Ellesmere Island.

Auf seinem Flug nutzte er mehrere selbst entworfene Flugnavigationshilfen, um die Erforschung der Polarregion durch die Fliegerei voranzutreiben. Flugzeuge konnten an einem Tag große Gebiete erkunden und Informationen für zukünftige Polarexpeditionen beschaffen.

Flug über den Nordpol

Die Erfahrung des Überfliegens von Eisbergen und Gletschern in Westgrönland hatte Byrd mit dem Ehrgeiz befeuert, über das Meer zum Nordpol zu fliegen. Der Polarforscher und sein Mechaniker Floyd Bennett, ebenfalls Teil der MacMillan-Expedition, versuchten deshalb 1926 als erste Menschen den Nordpol mit einem Flugzeug zu erreichen. Finanziert wurde die 52-köpfige Arctic Aviation Expedition durch den Auto-Erben Edsel Ford und den Öl-Erben John D. Rockefeller Jr., die eigens aus Brooklyn angereist waren. Für den Flug war eine dreimotorige Fokker FVIIa mit nachgerüsteten Skiern und Wright-J-4B-Motoren mit 200 PS vorgesehen.

Die Expedition traf am 29. April in Kings Bay auf Spitzbergen ein. In Nordgrönland wartete bereits Roald Amundsen, der ebenfalls zum Nordpol fliegen wollte. Um Amundsen zu schlagen, brachen Byrd und Bennett am 9. Mai kurz nach Mitternacht zu einem Direktflug zum Nordpol auf. Die Männer wechselten sich beim Fliegen und an den Kontrollen ab und berichteten, dass sie um 9:02 Uhr den Nordpol erreichten. Gegen 16:30 Uhr kehrte das Team nach Kings Bay zurück.

Auf dem etwa 2200 km langen Flug erreichten sie eine Durchschnitt-Geschwindigkeit von 240 km pro Stunde. Die Expedition kehrte am 23. Juni über Europa nach New York City zurück. Für diese Leistung erhielten beide die Ehrenmedaille des US-Kongresses und wurden als Nationalhelden gefeiert. [4]

Die Zeit der Ankunft von Byrd und Bennett ließ einige Experten zweifeln, ob die beiden den Nordpol wirklich erreicht hätten. Berechnungen des Polarforschers Bernt Balchen ergaben, dass der Polarforscher die Reise nicht in nur fünfzehneinhalb Stunden hätte schaffen können. Andere Kritiker, darunter der bekannte schwedische Wissenschaftler Liljequist, behaupteten, ein Ölleck im Flugzeug habe Byrd und Bennett zum Rückflug gezwungen. Die "National Geographic Society" untersuchte den Flug und bestätigte Byrds Navigationsberechnungen.

Im Mai 1996 wurde an der Ohio State University das "Byrd Polar Research Center" eröffnet, dass sein Expeditionsheft mit Radierungen und Berechnungen enthielt, die das Argument gegen sein Erreichen des Nordpols stützten. Das Tagebuch legt nahe, dass der Polarforscher und Bennett kurz vor dem 28. Breitengrad, mehr als 240 Kilometer vor dem Pol, nach Spitzbergen zurückkehrten.

Die Antarktis-Expeditionen – Weitere Forschungen am Ende der Welt

Der Polarforscher verbrachte den Rest seiner Karriere damit, die Luftfahrt und die Exploration der Polgebiete zu fördern. Er wollte unbedingt den ersten Nonstop-Flug von den USA nach Europa absolvieren, aber Charles Lindbergh kam ihm zuvor.

Am 29. Juni 1927 flog Byrd jedoch mit seinen drei Begleitern Balchen, Bert Acosta und George Noville die erste transatlantische Luftpost nach Frankreich, um die Machbarkeit eines kommerziellen transatlantischen Fluges mit mehrmotorigen Flugzeugen zu demonstrieren. Nach 42 Stunden landete das Flugzeug bei schlechtem Wetter in Ver-sur-Mer an der Küste der Bretagne in Frankreich. Für diesen erfolgreichen Flug wurde Byrd zum Kommandanten der französischen Ehrenlegion ernannt. [5]

Der Polarforscher setzte seine Forschung fort und gab bekannt, die unbekannten Regionen der Antarktis aus der Luft zu erkunden. 1928 leitete eine Antarktis-Expedition von zweiundvierzig Männern, vierundachtzig Schlittenhunden, zwei Schiffen und drei Flugzeugen. Auf dem Schelfeis gründete er eine Küstenbasis namens "Little America".

Als Teil einer vierköpfigen Besatzung flog er am 28. November 1929 zum Südpol. Am 28. November 1929 um 15.29 Uhr starteten Byrd, der Pilot Bernt Balchen und zwei anderen Forschern mit dem Floyd Bennett von Little America. Magnetkompasse waren so nahe am Pol nutzlos, dass die Entdecker gezwungen waren, sich auf Sonnenkompasse und Byrds Fähigkeit als Navigator zu verlassen.

Um 20.15 Uhr warfen sie Vorräte für eine geologische Station in der Nähe der "Queen Maud Mountains" ab und flogen dann weiter in Richtung Pol. Die schwierigste Phase der Reise kam eine Stunde später, als sie Höhe Gewinnen mussten, um über das Polarplateau zu fliegen. Sie überflogen den Pass zwischen dem "Mount Fridtjof Nansen" und dem "Mount Fisher", um einige hundert Meter und flogen dann weiter zum Südpol. [6]

Am 29. November gegen 1 Uhr morgens erreichten sie den Pol, wo es Byrd gelang, eine kleine amerikanische Flagge auszusetzen. Danach machten sich die Entdecker auf den Heimweg nach "Little America", wo sie um 10:11 Uhr sicher landeten. Der Flug brachte ihm ein Navy Cross und die Beförderung zum Konteradmiral ein. Die Expeditionsteams entdeckten auch den nordwestlichen Teil der Antarktis, den Byrd zu Ehren seiner Frau Marie Byrd Land nannte.

In den Jahren 1933 bis 1935 besuchte der Polarforscher mit einer zweiten Expedition Little America mit dem Ziel, Land um den Pol herum zu kartieren und zu erobern. Byrd erweiterte die Erforschung von Marie Byrd Land und setzte seine wissenschaftlichen Beobachtungen fort. Im Winter 1934 (von März bis August) verbrachte der Polarforscher allein fünf Monate in einer Hütte an der Wetterstation die "Bolling Advance Base" genannt wurde. Die Station lag etwa 196 km südlich von Little America. Dort herrschten Temperaturen zwischen -50 ° und -60 ° C, die manchmal noch niedriger sein konnten. 1935 wurde der Forscher, der an Erfrierungen und Kohlenmonoxidvergiftungen litt, schließlich in einem sehr kranken Zustand gerettet.

Auf Ersuchen von Präsident Roosevelt kehrte der Polarforscher 1940 als Kommandeur des US-amerikanischen Antarktis-Dienstes in die Polarregion zurück, um eine dauerhafte Basis für weitere Expeditionen auf dem Kontinent zu schaffen. Er kartografierte 700 Meilen (1100 km) Küste, bevor der Zweite Weltkrieg (1939-1945) das Ende des Dienstes 1941 erzwang. Byrd verbrachte den Krieg als Kommandeur einer speziellen Marinemission, die beim Aufbau von Flugplätzen im Pazifik half, und erlebte die Kapitulation Japans an Bord die USS Missouri. 1946 kehrte er als Befehlshaber der Marine in die Antarktis zurück, die mithilfe von Luftbildern mehr als 1,5 Millionen Quadratmeilen des Kontinents kartografierte. [7]

Die späten Jahre in der Antarktis

1955 wurde der Polarforscher zum verantwortlichen Offizier für die Antarktisprogramme der Vereinigten Staaten ernannt und wurde oberster Vertreter für Regierungsangelegenheiten in der Antarktis. In dieser Funktion half er bei der Aufsicht der Operation Deep Freeze. Diese bedeutende wissenschaftliche Expedition wurde im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres (1957-58) unter der Schirmherrschaft der US-Marine in der Antarktis durchgeführt. Byrd begleitete die Expedition an Bord eines Eisbrechers und unternahm am 8. Januar 1956 seinen letzten Erkundungsflug über den Südpol.

Byrd starb am 11. März 1957 in Boston, Massachusetts im Schlaf an einer Herzerkrankung. Er wurde auf dem Arlington National Cemetery beigesetzt. Bis zu seinem Tod hatte der Forscher besondere Auszeichnungen erhalten, darunter neun wegen Tapferkeit und zwei wegen außergewöhnlichen Heldentums, um das Leben anderer zu retten. Darüber hinaus erhielt er die Ehrenmedaille, die silberne Rettungsmedaille, die "Navy Distinguished Service Medal", das "Distinguished Flying Cross" und das "Navy Cross". [8]

Byrds Erfolge und seine Bedeutung als Polarforscher

Als einer der weltweit führenden Piloten zeigte der Polarforscher außergewöhnliche Begabungen bei der Organisation erfolgreicher Expeditionen in die Antarktis. Seine Hauptleistung bestand darin, das Flugzeug, den Funk, die Kamera und andere moderne technische Hilfsmittel für diese Polarerkundungen einzusetzen.

Seine fünf Antarktis-Expeditionen verwendeten zunehmend Skiflugzeuge, Wasserflugzeuge auf Schiffen und sogar Hubschrauber (1946-47), um Männer und Ausrüstung zu transportieren und systematische Aufklärungs- und Kartierungs-Programme mit Luftbildern durchzuführen. Die Expeditionen lieferten eine Fülle neuer Informationen über den Kontinent. Insbesondere die Operationen "Highjump" und "Deep Freeze" waren Meilensteine in der Geschichte der wissenschaftlichen Polarforschung. Die von Byrd in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg erfundenen Luft-Sextanten- und Winddrift-Instrumente haben die Wissenschaft der Luftnavigation erheblich vorangetrieben und waren für seine eigenen Erkundungen von großem Nutzen. [9]

Der Polarforscher schrieb mehrere Bücher über seine Abenteuer. Sein erstes Buch "Skyward" (1928) enthält Beschreibungen seiner Expedition in die Antarktis von 1928 bis 1930, seines Fluges zum Nordpol und seines Fluges über den Atlantik. "Little America" (1930) ist ein offizieller Bericht über seine Exploration in der Antarktis und seinen Flug zum Südpol. In "Alone" (1938) beschreibt seine Erfahrungen in der "Bolling Advance Base". Byrd war äußerst kompetent in der Öffentlichkeitsarbeit. Seine Expeditionen spielten sich vor dem Blick der Öffentlichkeit ab und machten ihn zu einem Nationalhelden und einem international anerkannten Polarforscher. [10]

 

Quellenangaben:

[1] Richard Evelyn Byrd, To the Pole: The Diary an Notebook of Richard E. Byrd, Ohio State University Press, Columbus Ohio, 1998, S.17 ff.
[2] Alfred Steinberg, Admiral Richard E. Byrd, Putnam Books, New York City, 1960, S.30
[3] Hans-Peter Kossak, Die Polarforschung: Ein Datenbuch über die Natur-, Kultur- Wirtschaftsverhältnisse und die Erforschungsgeschichte der Polarregionen, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1967, S.337.
[4] Lisle A. Rose, Explorer: The Life of Richard E. Byrd, University of Missouri Press, Missouri, Columbia, St. Louis, 2013, S.60.
[5] Richard Evelyn Byrd, Skyward: Man's Matery of the Air, Rowman & Littlefield Publishers, Lanham, Maryland, USA, Reprint15. Mai 2015, S.78 ff.
[6] Richard E. Byrd, Little America: Aerial Exploration in the Antarctic, The Flight to the South Pole, Rowman & Littlefield Publishers, Lanham, Maryland, USA, 1930, reprint 2015, S.186
[7] Richard E. Byrd, Little America, S. 396 ff.
[8] Congressional Record: Proceedings and Debates of the 88th Congress, Band 110,Teil 5, United States Congress, 1964, S. 2514 ff.
[9] Popular Science Magazine, New York, April 1929, Band 114, S. 25 ff.
[10]  Lisle A. Rose, Explorer, S. 144-147


Externe Links
Byrd Polarforschungszentrum http://www.bprc.osu.edu/
Virginia Historical Society: Richard E. Byrd und das Erbe der Polarforschung http://www.vahistorical.org/publications/abstract_hofstra.htm