Carl Peters war die treibende Kraft des deutschen Kolonialismus im 19. Jahrhundert in Ostafrika. Von Anhängern der kolonialen Expansion gefeiert, wurde er schon zu Lebzeiten wegen der rigiden Methoden gegen die afrikanische Bevölkerung von Presse und Politikern kritisiert.
Kindheit und Jugend
In Lüneburg als achtes von elf Kindern eines Pfarrers am 27. September 1856 geboren, war Carl Peters ein intelligenter Schüler und Student. [1] Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte in Tübingen, Göttingen und Berlin promovierte er 1879. Sein Studium finanzierte er durch publizistische Tätigkeiten. Unter anderem veröffentlichte er unter dem Pseudonym C. Fels einen Roman. Obwohl er recht sportlich war, wird er vom Wehrdienst wegen Kurzsichtigkeit befreit. [2]
Das Interesse an Kolonialpolitik
1880 ging er zu seinem wohlhabenden Onkel nach England und kam dort erstmals mit der englischen Kolonialpolitik in Kontakt. Er studierte intensiv die wirtschaftliche und militärische Bedeutung von Kolonien. Er war von der englischen Vorgehensweise begeistert und fasziniert und fing an, selbst Pläne zu schmieden, um diese Politik auch zum Wohle Deutschlands umzusetzen.
Der Einstieg in die deutsche Kolonialpolitik
1883 kehrte er nach dem Tod seines Onkels und dem Erbe eines Vermögens nach Deutschland zurück, um sich an der Gründung der "Gesellschaft für Deutsche Kolonisation" zu beteiligen. Die Ausrichtung war am Anfang mangels staatlicher Unterstützung eher wirtschaftlich als militärisch. Es wurden Siedlungsgebiete und Rohstoffquellen erschlossen, indem man mit Stammeshäuptlingen in Ostafrika fragwürdige Verträge schloss. Die Verträge wurden nicht nur ausschließlich auf Deutsch abgefasst, sondern auch nach Genuss von reichlich Alkohol unterzeichnet. Selbst Otto von Bismarck bezeichnete die Verträge als "ein Blatt mit Neger-Kreuzen drunter". [3]
Finanziert wurde die Unternehmung durch den Verkauf von Anteilen.
Die zunehmende Militarisierung und Professionalisierung der Kolonialpolitik
1885 wurde durch Otto von Bismarck, der selbst nur wenig von den Kolonialbestrebungen hielt, zähneknirschend militärische Unterstützung im Konfliktfall zugesichert und ein Jahr später wurde der ein Kongress veranstaltet, um überseeische Interessen zu fördern. Bei diesem Kongress kam es zur Gründung zur Gründung eines entsprechenden deutsch-nationalen Verbandes.
Diese Organisation bildete den Rahmen für den Aufbau einer funktionierenden Verwaltung zur Ausbeutung der besetzten Gebiete. [4]
Eine rasche Expansion hat zur Folge, dass bis 1887 insgesamt ein Gebiet unter deutsche Kontrolle gebracht wurde, welches doppelt so groß war, wie das Deutsche Reich selbst.
Der Wandel zur immer aggressiveren Kolonialpolitik
1890 verzichtete das Deutsche Reich gegenüber England auf den Anspruch auf Uganda. Damit war die Vision eines zusammenhängenden deutschen Kolonialgebiets in Ostafrika für Carl Peters beendet. Er protestierte heftig gegen den Vertrag, wurde aber trotzdem zum Reichskommissar des Kilimandscharo Gebiets und später zum Reichskommissar des Auswärtigen Amtes befördert, was ihm Pensionsansprüche einbrachte.
Als Vertreter einer, im Vergleich zur deutschen Regierung, weitaus aggressiveren Kolonialpolitik, kam es unter seiner Herrschaft zu Gewaltexzessen gegen die afrikanische Zivilbevölkerung. Das blieb auch zu Hause in Deutschland nicht unbemerkt und es hagelte heftige Kritik, insbesondere vom Sozialdemokraten August Bebel. Er bekam in der Öffentlichkeit den Spitznamen "Hänge-Peters".
Zurück aus Afrika nach Europa
1895 musste er nach Deutschland zurückkehren und sich einem Disziplinarverfahren stellen. Wegen Amtsmissbrauchs wurde er 1997 entlassen. Einflussreiche Kreise konnten nur verhindern, dass er nicht wegen Mordes belangt wird, was aus heutiger Sicht zweifelsfrei gegeben war. Auch zur damaligen Zeit lagen die entsprechenden Beweise auf dem Tisch, wurden aber nicht berücksichtigt.
Nach seiner Entlassung aus dem Staatsdienst siedelte er nach England über und gründete eine Firma zur Ausbeutung von Goldvorkommen im südlichen Afrika.
Bis 1914 blieb er in England, heiratete 1909 Thea Herberts und führte Explorationsreisen nach Südafrika, Angola und Rhodesien durch. Hauptziel war die Gewinnmaximierung für seine Aktionäre. Rassismus war jedoch auch grundlegender Bestandteil seines Vorgehens. Herrenmenschentum und die Forderung nach Zwangsarbeit der einheimischen Bevölkerung in den Kolonien sowie das brutale Vorgehen gegen Schwarze waren in seinem Wesen tief verwurzelt. [5].
Er hatte nach den Erfahrungen in England immer den Wunsch, dass Deutschland es mit den englischen Erfolgen in den Kolonien aufnehmen könnte. [6]. Dafür war ihm jedes Mittel recht. Ohne Rücksicht auf Verluste, zumindest bei den Afrikanern.
Die Jahre des Ersten Weltkriegs
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 kehrte Carl Peters zurück nach Deutschland, wo er nach Rehabilitation durch Kaiser Wilhelm II. eine Pension gezahlt bekam. Seine Unternehmen in England wurden durch die englische Regierung mit Kriegsbeginn beschlagnahmt. Von 1914 bis 1918 arbeitete er wieder als Publizist. Am 10. September 1918 starb Carl Peters.
Die Zeit des Nationalsozialismus
In Deutschland war Carl Peters aufgrund seiner brutalen und unmenschlichen Vorgehensweise in Afrika zu seiner Zeit verpönt. Hitler rehabilitierte ihn jedoch 1937 und stilisierte ihn zum Helden. Das Herrenmenschentum und die Rassenlehre passten hervorragend zum Geist des Nationalsozialismus. In Presse und Kinofilmen wurde Carl Peters als Held verklärt. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurden seine gesammelten Schriften neu herausgegeben.
Die heutige Zeit
In vielen deutschen Städten und Gemeinden wurden Plätze und Straßen nach Carl Peters benannt, häufig während der Zeit des Nationalsozialismus. Es wurden auch Denkmäler, häufig hoch zu Ross, errichtet. In den 1980er Jahren begannen einige Städte damit, die Namen umzubenennen. So wurde in Karlsruhe beispielsweise 1987 die Carl-Peters-Straße in Bessel-Straße umbenannt. Aber auch in anderen Städten folgte man diesem Beispiel, unter anderem in Lüneburg, der Geburtsstadt von Carl Peters.
Einige Städte lösten das Problem, indem sie dem Namen Peters einfach andere Personen zuordneten und das durch Zusatzschilder kenntlich machten.
Es gibt aber immer noch Städte und Gemeinden, wo darüber diskutiert wird, was mit rassistisch und kolonialistisch belasteten Straßennamen geschehen soll. Auch Bezeichnungen wie "Kolonialviertel" oder Denkmäler, die Peters hoch zu Ross zeigen, sind in der Diskussion. So sorgt Carl Peters auch heute noch für reichliche Debatten.
Quellenangaben:
[1] Wieben, Uwe: Carl Peters. Das Leben eines deutschen Kolonialisten. Neuer Hochschulschriftenverlag, Rostock 2000, S.19
[2] Peters, Carl: Lebenserinnerungen. Rüsch'sche Verlagsbuchhandlung, Hamburg 1918, S.44
[3] M. Baer/O. Schröter: Der Fall "Hänge-Peters". Eine Kopfjagd – Deutsche in Ostafrika, Berlin 2001, S. 89 ff.
[4] Bruns, Karin: Carl Peters, Deutsche Biographie, Band 20, 2001, S.239 ff.
[5] Conrad, Sebastian: Deutsche Kolonialgeschichte, Beck, München 2008, S.91.
[6] Craig, Gordon A.: Deutsche Geschichte 1866-1945. Vom Norddeutschen Bund bis zum Ende des Dritten Reiches, Beck, München 1985, S.116