Fossey, Dian

US-amerikanische Primatologin und Verhaltensforscherin


Fossey, Dian
Kurz & Kompakt
Geburtstag:16. Januar 1932
Geburtsort:San Francisco
Geburtsland:Vereinigte Staaten
Sterbedatum:27. Dezember 1985
Sterbeort:Karisoke Research Center
Sterbeland:Ruanda

Dian Fossey wurde am 16.1.1932 in San Francisco (USA) geboren. [1] Bereits in ihrer frühen Kindheit fiel ihre große Liebe zu Tieren auf. Sie galt als ausgezeichnete Reiterin und vertiefte als 19-jährige diese Zuneigung mit einem Sommerjob auf einer Farm in Montana. Sie selbst meinte: "Ich hatte den tief empfundenen Wunsch, gemeinsam mit wilden Tieren in einer Welt zu leben, die von den Menschen noch nicht kaputt gemacht worden war." [2]

Ihre Ausbildung und Forschung führte sie an renommierte Institutionen wie das Darwin College und die Universität von San Jose. Zunächst begann sie mit vor-veterinärmedizinischen Studien, widmete sich aber dann in San Jose der Verhaltensforschung und insbesondere der Verhaltenstherapie. Nach ihrem Abschluss 1954 in San Jose arbeitete sie aber zunächst für mehrere Jahre mit behinderten Kindern in Krankenhäusern in Kalifornien und Kentucky. [3]

Vom Fernweh gepackt, opferte sie im September 1963 ihr gesamtes Erspartes, um nach Afrika zu reisen. Sie lernte Kenia, Tansania, Simbabwe, Zaire (den heutigen Kongo) und damit auch die ersten Berggorillas kennen.
Dass die politische Situation in der Grenzregion von Ruanda und dem damaligen Zaire alles andere als stabil war, schien sie nicht zu kümmern, ebenso wenig wie ein Knöchelbruch, den sie sich bei einem Sturz auf einer ihrer Expeditionen zugezohen hatte.

Am Mount Mikeno / Kongo wurden ihr zunächst die Arbeiten des Zoologen Dr. George Schaller präsentiert, die Pionierstatus in der Erforschung der Berggorillas haben. Anschließend lernte sie in Olduvai Gorge / Tansania Dr. Louis Leakey kennen, der sie mit der Forschung Jane Goddalls, die ihrerseits Schimpansen untersuchte, vertraut machte. Als führender Paläoanthropologe leitete er Ausgrabungen der als "Wiege der Menschheit" bekannten Olduvai Schlucht. [4] Leakey bestärkte Dian Fossey in ihrem Bedürfnis, Berggorillas zu schützen. Als ebenso entscheidend erwies sich auf dieser Reise die Bekanntschaft mit den Fotografen Joan und Alan Root, die ihr gestatteten, sie auf der Suche nach den Tieren zu begleiten und zu fotografieren. [3]
 
Zurück in Kentucky arbeitete Fossey erneut in einem Kinderkrankenhaus und nutzte die Zeit, um einige Berichte und Bilder über ihre Afrikareise zu verfassen. Als Dr. Leakey 1966 in Louisville einen Vortrag hielt, gelang es ihr, mit ihm persönlich zu sprechen und ihm ihre Publikationen vorzulegen. Überzeugt von ihren Fähigkeiten, engagierte er Dian Fossey für ein Langzeit-Forschungsprojekt über Berggorillas in Zaire (Kongo), welches ca. ein Jahr später mit Unterstützung der National Geographic Society begann.

Mit Hilfe lokaler Führer erlernte Fossey die Fährtensuche und näherte sich so den scheuen Gorillas vorsichtig an. Sie imitierte deren Verhalten und konnte damit langsam ihr Vertrauen gewinnen. Individuen unterschied sie mit dokumentarischen Skizzen, die charakteristische Gesichtszüge der einzelnen Gorillas festhielten. Als sich die Sicherheitslage in der Region zunehmend verschlechterte, war Fossey zur Flucht über die Grenze nach Ruanda gezwungen, wo sie  am Fuße des Mount Visoke das Forschungscamp "Karisoke" begründete. [3]

Wahrscheinlich war die erste Zeit im Camp Karisoke Fosseys ihre glücklichste. So gelang ihr die Annäherung an die vom Aussterben bedrohten Berggorillas; insbesondere die "Forschungsgruppe 4" mit ihrem Anführer "Uncle Bert" akzeptierte sie als Mitglied. Eine besondere Verbindung etablierte sich zwischen Fossey und einem jungen männlichen Gorilla, den sie wegen eines deformierten Fingers auf den Namen "Digit" taufte. Sie beobachtete ihn über viele Jahre und entwickelte eine innige Beziehung und Zuneigung zu ihm. [3]

Dian Fossey stieß bald an die Grenzen ihrer akademischen Reputation, da ihre wissenschaftliche Karriere zu diesem Zeitpunkt noch nicht weit fortgeschritten war. Daher unterbrach sie zwischen 1970 und 1974 ihren Aufenthalt in Ruanda zwischen 1970 immer wieder, um am Darwin College in Cambridge ihren Doktortitel in Zoologie zu erwerben. [3] 1980 trat sie eine Gastprofessur an der Cornell University in New York an und drei Jahre später erschien ihr berühmtes Buch "Gorillas im Nebel", das die Gefährdung der Berggorillas einem breiten Publikum zugänglich machte.

Wie in vielen Naturschutzgebieten war (und ist) Wilderei eine große Herausforderung. Bedrohte Tiere oder deren Körperteile werden bis heute als makabere Sammlerstücke, Rohstoffe für Medizinprodukte oder schlichtweg als Lebensmittel gehandelt. Dian Fossey war die Jagd auf Gorillas stets ein Dorn im Auge. Verschärft wurde die Situation als Fossey 1977 die grausam zugerichteten sterblichen Überreste ihres Lieblingsgorillas Digit fand, der beim Kampf gegen mehrere Wilderer seine Gruppe beschützte und dabei sein Leben ließ. Fossey trauerte um Digit und konnte diesen Verlust nie überwinden. Als wenig später weitere Gorillas der Forschungsgruppe 4, unter anderem "Uncle Bert", von Wilderern erschossen wurden, setzte Dian Fossey auf Selbstjustiz. Studierende im Camp wurden zu bewaffneten Patrouille-Teams formiert, Fossey erschreckte Wilderer bisweilen selbst mittels Masken, zerstörte deren Fallen oder misshandelte sie eigenhändig. Depressionen und Alkoholismus ihrerseits trugen zur Zuspitzung der Situation bei. Mit ihrem Vorgehen zog sie sich dadurch den Hass der lokalen Bevölkerung zu. [2]

Am 26.12.1985 wurde Dian Fossey, vermutlich in den frühen Morgenstunden in ihrer Hütte in Ruanda mit einer Machete brutal ermordet. [2] Bis heute ist der Täter nicht gefasst. Sie wurde am Gorilla-Friedhof des Karisoke Research Centers, den sie selbst angelegt hatte, neben ihrem Lieblingsgorilla Digit beigesetzt. Die erfolgreiche Verfilmung ihres Buches 1988 (mit Sigourney Weaver in der Hauptrolle) durfte sie nicht mehr miterleben.

So umstritten Dian Fosseys Methoden auch waren, sie erwiesen sich als wirkungsvoll. Ihre Forschungsarbeiten starteten bei einem Populationsstand von etwa 200 Tieren, heute sind es im Virunga-Gebiet rund dreimal so viele. [5]


Quellenangaben:

[1] Lexikon der Biologie, Spektrum Akademischer Verlag, Bd. 3, Heidelberg, 1999, S.293
[2] Wiedemann, Erich: Ihr Pech, daß sie kein Gorilla sein konnte, Der Spiegel, No. 5, 1989, S.140-144
[3] https://gorillafund.org/who-we-are/dian-fossey/dian-fossey-bio (vom 11.9.2019)
[4] Probst, Ernst: Mit Gorillas auf Du, GRIN Verlag, München, 2012, S.19
[5] Vigilant, Linda: Zahl freilebender Berggorillas steigt auf mehr als 1000, Max-Planck-Gesellschaft, Leipzig, 2018 (https://www.mpg.de/12056472/zahl-frei-lebender-berggorillas-gestiegen, vom 12.9.2019)