Während des amerikanischen Bürgerkriegs (1861 bis 1865) kommandierte Ulyssus Grant die siegreiche Unionsarmee. Der aus Ohio stammende General schloss sein Militär-Studium in West Point ab und verdiente sich die ersten Auszeichnungen im amerikanisch-mexikanischen Krieg (1846 – 1848). Nach dem Bürgerkrieg wurde er zum amerikanischen Nationalheld und 1868 zum 18. Präsidenten der USA gewählt. Als Präsident bemühte er sich um die Versöhnung der Nord- und Südstaaten. Während Grant stets ehrlich war, wurde sein Wirken von Mitarbeitern und Freunden durch verschiedene Skandale getrübt. [1]
Jugend und Militär – Ohio und West Point
Hiram Ulysses Grant wurde am 27.4.1822 als Sohn von Jesse Grant und Hannah Sipson Grant in Point Pleasant, Ohio geboren. Dort betrieb sein Vater eine Gerberei. Im Jahre 1839 schickte ihn der Vater auf die Militär-Akademie in West Point. Dort wurde sein Name fälschlicherweise als Ulysses S. Grant eingetragen, was der spätere General aber nie korrigierte. [2]
Bei der militärischen Ausbildung fiel der Soldat nicht weiter auf. Er wurde als Zweiter Leutnant der 4. US-Infanterie eingesetzt, die in Jefferson Barracks, Missouri, in der Nähe von St. Louis stationiert war. Im folgenden Jahr lernte er Julia Dent (1826-1902) kennen, die Schwester eines Klassenkameraden aus West Point und Tochter eines Kaufmanns und Farmers.
Nach dem mexikanisch-amerikanischen Krieg kehrte Ulyssus Grant nach Missouri zurück und heiratete Julia im August 1848. Das Paar hatte vier Kinder. In den ersten Jahren seiner Ehe wurde dem Soldaten eine Reihe von abgelegenen Militärposten zugewiesen, einige davon an der Westküste, wodurch er von seiner Familie getrennt blieb. 1854 quittierte er seinen Dienst und wurde Zivilist. Als Zivilist übernahm er zunächst die Plantage White Heaven in Missouri, wo seine Frau Julia aufgewachsen war. Dort unternahm er einen erfolglosen Versuch der Landwirtschaft, gefolgt von einem gescheiterten Aufenthalt in einem Immobilienbüro in St. Louis. 1860 zogen die Grants nach Galena, Illinois, wo Grant im Lederwarengeschäft seines Vaters arbeitete. [3]
Ulyssus S. Grant und der Bürgerkrieg
Als der Bürgerkrieg 1861 begann, meldete er sich erneut zum Militär und wurde Oberst der 21. Illinois Volunteers. Bereits im Sommer des gleichen Jahres ernannte ihn Präsident Abraham Lincoln (1809 – 1865) zum Brigadegeneral. Grants erster großer Sieg erfolgte im Februar 1862, als seine Truppen Fort Donelson in Tennessee einnahmen.
Im Juli 1863 eroberten Grants Truppen Vicksburg, Mississippi, eine Hochburg der Konföderierten. Dem Brigadegeneral, der den Ruf eines zähen und entschlossenen Heerführers erlangte, wurde durch Präsident Lincoln im März 1864 das Kommando über alle US-Armeen übertragen. Mittlerweile Generalleutnant, leitete er eine Reihe von Kampagnen, die letztendlich die konföderierte Armee zermürbten und dazu beitrugen, den blutigen Bürgerkrieg in der Geschichte der USA zu beenden. Am 9. April 1865 ergaben sich die Südstaaten unter General Robert Lee (1807 – 1870) im Appomattox Court House in Virginia. Fünf Tage später wurde Lincoln in einem Theater in Washington ermordet. [4]
Vom Kriegshelden zum Präsidenten
Nach dem Krieg wurde der ehemalige Befehlshaber zum Nationalheld und 1866 auf Empfehlung von Präsident Andrew Johnson (1808-1875) zum ersten Vier-Sterne-General Amerikas ernannt. Während seiner Amtszeit wurde Johnson beschuldigt, gegen zahlreiche Gesetzte verstoßen zu haben. Der Ex-General wandte sich 1868 von Johnson ab und wurde von den Republikanern zum Präsidentschaftskandidaten ernannt. Bei den anschließenden Wahlen erhielt er etwas mehr als 52 Prozent und wurde mit gerade einmal 46 Jahren zum jüngsten Präsident der USA.
Ulysses S. Grant übernahm das Weiße Haus in einer Zeit des Wiederaufbaus, in der die elf Länder der Südstaaten in die Union zurückgebracht werden mussten. Als Präsident versuchte er die Versöhnung zwischen Nord und Süd zu fördern. Er unterstützte die Begnadigung ehemaliger konföderierter Führer und versuchte gleichzeitig, die Bürgerrechte befreiter Sklaven zu schützen.
Ein Vertrag mit England führte zu Verbesserungen in den Beziehungen zum Vereinigten Königreich. Weniger erfolgreich war Grants gescheiterter Versuch, die karibische Nation Santo Domingo (heutige Dominikanische Republik) zu annektieren. Dennoch sicherte sich der Präsident mit fast 56 Prozent der Stimmen eine zweite Amtszeit. [5]
Die zweite Amtszeit – Skandale und Korruptionsvorwürfe
Grants Amtszeit war von Skandal und Korruption geprägt, obwohl er selbst nicht an den von einigen seiner Mitarbeiter und Beauftragten begangenen Missetaten teilnahm oder davon profitierte. Schon während seiner ersten Amtszeit, im Jahre 1869, versuchte eine Gruppe von Spekulanten, die Regierung zu beeinflussen und vom Goldmarkt zu profitieren. [6]
Ein weiterer großer Skandal war der Whisky Ring, der 1875 aufgedeckt wurde und an dem ein Netzwerk von Brennern, Vertriebshändlern und Beamten beteiligt war und die Bundesregierung um Millionen aus der Alkoholsteuer betrug. Grants Privatsekretär, Orville Babcock (1835 – 1884), wurde im Skandal angeklagt; Der Präsident verteidigte ihn jedoch, worauf er freigesprochen wurde.
Die späten Jahre
1877 verließ Ulysses S. Grant das Weiße Haus und unternahm mit seiner Familie eine zweijährige Weltreise. 1881 kaufte er ein Haus an der Upper East Side in New York. 1884 wurde bei ihm Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Er starb am 23. Juli 1885 im Alter von 63 Jahren in Mount McGregor, New York, in den Adirondack Mountains, wo er und seine Familie noch den Sommer verbrachten. Seine Memoiren wurden im selben Jahr von seinem Freund Mark Twain (1835-1910) veröffentlicht. [7]
Quellenangaben:
[1] Ulysses S. Grant, in: history.com, Letzte Aktualisierung: 16. Mai 2019
[2] White, Ronald C.: American Ulysses: A Life of Ulysses S. Grant, Random House Publishing Group, 2016
[3] McFeely, William S.: Responses of the Presidents to Charges of Misconduct. Delacorte Press, New York, 1974, S.133-162
[4] Ulysses S. Grant Biografie, in: biography.com, Letzte Aktualisierung: 16. Juli 2019
[5] McFeely, William: Grant: A Biography, Norton, New York, 1981, S.284
[6] Foner, Eric: Reconstruction America's Unfinished Revolution 1863-1877, Updated Version, Harper Perennial, New York, 2014
[7] Brands, H. W. :The Man Who Saved the Union: Ulysses S. Grant in War and Peace. Doubleday, New York, 2012