Birutè Galdikas, die 40 Jahre lang in Borneo das Sozialverhalten und die Lebensweise der Orang Utans auf Borneo untersuchte und über sich selbst sagt: \"Ich war dazu bestimmt, die Orang-Utans zu studieren\", blickt auf ein aufregendes und ergebnisreiches Leben zurück. Die namhafte Anthropologin und für ihre wissenschaftliche Tätigkeit mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftlerin gilt zusammen mit Diana Fossey und Jane Goodall als führend in der Primatologie. Zu Beginn der 1960er Jahre nahm der Paläoanthropologe Louis Leakey die drei Wissenschaftlerinnen unter Vertrag, die in seinem Namen Langzeitstudien über Menschenaffen betreiben sollten. Als Paläontologe hoffte Leakey aus den Beobachtungen wertvolle Informationen zu erlangen, die ihm Aufschluss über das soziale Verhalten von Frühmenschen geben könnten. Unter den drei Primatologinnen ist Birutè Galdikas die am wenigsten bekannte. [1]
Birutè Galdikas wurde als Tochter litauischer Eltern am 10. Mai 1946 in Wiesbaden geboren. Der Aufenthalt in Deutschland war nur eine Zwischenstation auf dem Weg der Familie nach Kanada, wo Birutè in Toronto aufwachsen sollte. Schon früh zeigte die junge Birutè Interesse an freilebenden Tieren und beobachtete sie im High Park Toronto. Ihre Begeisterung für Primaten führte sie zum Studium der Psychologie, Biologie und Anthropologie an der \"University of Calofornia\", das sie mit ihrer Promotion im Jahr 1978 abschloss.
Während des für sie wegweisenden Treffens mit dem bekannten Paläoanthropologen Louis Leakey im Jahr 1969 legte sie ihren Plan dar, in einer Langzeitstudie wildlebende Orang Utans zu untersuchen. Ein problematisches Unterfangen, da der \"Forschungsgegenstand\", anders als Schimpanse oder Gorilla, Einzelgänger ist. Flankiert von Louis Leakey, der \"Wilkie Brothers Foundation\" und der \"National Geographic Society\", starte im Jahr 1971 das Projekt im \"Tanjung Puting Reservat\". Begleitet wurde sie von ihrem Ehemann, dem Fotografen Rod Brindamour, der stets an ihrer Seite für die wertvolle Fotodokumentation verantwortlich war. [2]
Von dem nach ihrem Förderer benannte Forschungscamp \"Camp Leakey\" aus unternahm die Wissenschaftlerin ihre Exkursionen, die bereits Ende 1971 zu den ersten Ergebnissen führten. Ein Erfolg der sich fortsetze: Bis heute liegen viele hundert individuelle Berichte über das Leben der Einzelgänger vor. Das \"Orangutan Research and Conservation Project\" (ORCP) war der ursprüngliche Name des Projekts, das 1971 von ihr und ihrem Ehemann im \"Tanjung Puting National Park\" in der Provinz Kalimantan Tengah auf Zentral Borneo ins Leben gerufen wurde. Die zehn Jahre später von Biruté Galdikas gegründete \"Foundation International\" (OFI), setzt das Erbe fort und bemüht sich seit 1981 um die Aufzucht und die Auswilderung verwaister Orang Utans.
Birutè Galdikas wurde mehrfach für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Im Jahr 1993 nahm sie den \"United Nations Global 500 Award\" entgegen und wurde 1997 zum \"Officer of the Order of Canada\". Im selben Jahr wurde ihr der \"Kalpataru-Preis\", die höchste indonesischen Auszeichnung für Umweltengagement verliehen.
Professor Dr. Birutè Galdikas hat heute einen Lehrstuhl an der \"Simon Frazer University\" in Kanada inne, und lehrt ebenso an der Universität in Jakarta. Als Unterzeichnerin der Deklaration über die Großen Menschenaffen setzt sie sich nach wie vor für den Schutz der bedrohten Primaten ein. Da die Populationen der Orang Utan Gesellschaften auf Sumatra und Borneo auch weiterhin in ihrem Bestand gefährdet sind, arbeitet die Wissenschaftlerin mit den Mitteln der Aufklärung in Form von Publikationen und öffentlichen Auftritten gegen die Landgewinnung durch Brandrodung und die damit verbundenen Waldbrände. Dabei fokussiert sie auf die illegale Abholzungen innerhalb ihrer Reviere und den damit zerstörten Lebensraum der gefährdeten Primaten. Aufgrund der Schätzungen von Experten, dass ihr Aussterben in den kommenden zehn Jahren zu erwarten steht, bemüht sich Birutè Galdikas das Thema weiterhin ins öffentliche Interesse zu rücken.
Das Werk von Birutè Galdikas hat große Bedeutung für die Verhaltensforschung. Durch die von ihr geführten Langzeitstudien, die sie an den großen Menschenaffen geleitet und selbst durchgeführt hat, wissen wir heute viel über das Aufzucht- und das Sozialverhalten dieser Primaten. Der große Dienst, den sie zusammen mit ihren Kolleginnen Diane Fossey und Jane Goodall für die Ethologie geleistet hat, trug maßgeblich zum allgemeinen Verständnis grundlegender sozialer Element des Zusammenlebens bei [3],[4].
Quellenangaben:
[1] Galdikas, Birutè, Reflections of Eden: My Years with the Orangutans of Borneo, Back Bay Books; Auflage: Reprint (1. August 1996)
[2] Propst, Ernst: Mit Orang-Utans auf Du: Kurzbiografie der Anthropologin und Primatologin Biruté Galdikas, Grin Verlag, 2012
[3] Journal of Comparative Psychology 1995, Vol. 109. No.1, S. 5-17
[4] Goodall, Jane: The Woman Who Redifined Man, Dale Peterson, Houghton Mifflin Harcourt, 2008